Veröffentlicht am: 31. Januar 2025 / Update vom: 31. Januar 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Vom Mythos zur Maschine: Die faszinierende Geschichte des ersten humanoiden Roboters
Die Ersten Schritte in der Geschichte der humanoiden Roboter
Die Frage nach dem ersten humanoiden Roboter führt uns auf eine faszinierende Reise durch die Geschichte von Technik, Fantasie und dem unermüdlichen menschlichen Drang, sich selbst im Maschinenbau widerzuspiegeln. Während der Begriff „Roboter“ in seiner modernen Form erst im 20. Jahrhundert geprägt wurde, reichen die Wurzeln des Konzepts viel weiter zurück. Es ist daher essenziell, zwischen dem ersten öffentlich präsentierten humanoiden Roboter und den vielfältigen Vorläufern und Entwicklungsschritten zu unterscheiden.
Elektro: Ein Meilenstein der Weltausstellung 1939
Es stimmt, dass Westinghouse auf der Weltausstellung in New York 1939 mit „Elektro“ einen beeindruckenden Meilenstein setzte. Dieser über zwei Meter große Koloss war nicht nur eine technische Errungenschaft seiner Zeit, sondern auch eine spektakuläre Demonstration, die die Vorstellungskraft des Publikums beflügelte. „Elektro“ war mehr als nur eine bloße Maschine; er verkörperte die aufkommende Faszination für das, was technisch möglich schien. Er konnte sich bewegen, wenn auch begrenzt, einige Sätze sprechen und sogar, in einer wohl eher symbolischen Geste, eine Zigarre „rauchen“. Diese Fähigkeiten, so einfach sie aus heutiger Sicht erscheinen mögen, katapultierten ihn in den Rang eines der ersten populären humanoiden Roboter und prägten damit die öffentliche Wahrnehmung dieses Feldes.
Mythologie und frühe Konzepte in der Geschichte des humanoiden Roboters
Jedoch war „Elektro“ nicht der Beginn der Geschichte des humanoiden Roboters, sondern eher ein markanter Punkt auf einer langen Entwicklungslinie, die bis in die Antike reicht. Bereits die griechische Mythologie war reich an Vorstellungen von künstlichen Menschen oder Automaten, die oft mit göttlichen Kräften oder magischen Fähigkeiten verbunden waren. Diese Mythen dienten nicht nur der Unterhaltung, sondern auch als Spiegelbild der menschlichen Wünsche und Ängste bezüglich der Kontrolle und des Lebens selbst. Sie verdeutlichen, dass die Idee des menschenähnlichen Automaten kein Produkt des modernen Zeitalters ist, sondern tief in unserer Kultur verwurzelt ist.
Leonardo da Vinci und die Verbindung von Technik und Kunst
Im Laufe der Jahrhunderte entstanden immer wieder Versuche, diese Vorstellungen in die Realität umzusetzen. Einer der ersten bedeutenden Schritte auf diesem Weg war Leonardo da Vincis Skizze eines einfachen Automaten in Rüstung um 1495. Obwohl diese Zeichnungen nie in eine tatsächliche Maschine umgesetzt wurden, zeugen sie von da Vincis visionärem Denken und seiner Fähigkeit, technische und künstlerische Ideen zu verbinden. Er sah in der Mechanik nicht nur ein Handwerk, sondern eine Möglichkeit, die Grenzen des menschlichen Schaffens zu erweitern und das Leben selbst zu imitieren.
Jacques de Vaucanson und der mechanische Flötenspieler
Ein weiterer Meilenstein war der mechanische Flötenspieler von Jacques de Vaucanson im Jahr 1738. Dieses komplexe Wunderwerk der Mechanik war nicht nur ein technisches Meisterstück, sondern auch ein Beweis dafür, dass Maschinen in der Lage waren, hochkomplexe Tätigkeiten nachzubilden. Es stellte eine frühe, wenn auch noch sehr grobe Form der Automatisierung dar und zeigte, wie weit die mechanische Kunst bereits im 18. Jahrhundert fortgeschritten war. Der Flötenspieler war nicht nur ein Unterhaltungsobjekt, sondern auch ein Objekt der Bewunderung und des Staunens, das das Potenzial der Maschinen zur Nachahmung des Lebens demonstrierte.
Moderne humanoide Roboter: Vom MM 7 zum WABOT-1
Die Entwicklungen in der Robotik im 20. Jahrhundert zeigten schließlich, dass die Träume und Konzepte aus der Vergangenheit greifbare Formen annahmen. Während der Wiener Claus Scholz im Jahr 1962 mit dem MM 7 einen Roboter konstruierte, der bereits komplexere Bewegungsabläufe beherrschte, sollte die japanische Waseda-Universität 1973 mit dem WABOT-1 einen entscheidenden Schritt zur Entwicklung moderner humanoider Roboter machen. Der WABOT-1 gilt als der erste moderne humanoide Roboter, der nicht nur über rudimentäre Bewegungen verfügte, sondern auch in der Lage war, optische und akustische Informationen zu verarbeiten und eine einfache Kommunikation mit Menschen zu führen. Damit wurde ein neuer Standard für die Roboterentwicklung gesetzt, der die Grundlage für die nachfolgenden Fortschritte bildete.
Der Weg von „Elektro“ bis zum heutigen Stand der Robotik
Die Reise von „Elektro“ bis zum WABOT-1 ist ein Beweis für die anhaltende menschliche Neugier und das Streben nach Fortschritt. Während „Elektro“ die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zog und die Fantasie anregte, ebneten Entwicklungen wie der MM 7 und der WABOT-1 den Weg für die hochentwickelten humanoiden Roboter, die wir heute kennen. Es ist wichtig zu betonen, dass die Entwicklung von humanoiden Robotern keine isolierte Anstrengung einer einzelnen Person oder Institution ist, sondern ein gemeinsames Unterfangen der Menschheit, das immer neue Innovationen und Fortschritte hervorbringt.
Ein Blick in die Geschichte und Zukunft der humanoiden Robotik
Die Geschichte des humanoiden Roboters ist somit nicht nur eine Geschichte der Technologie, sondern auch eine Geschichte der Träume, der Fantasie und des menschlichen Wunsches, die Grenzen des Möglichen zu verschieben. Es ist eine Geschichte, die noch lange nicht abgeschlossen ist und uns weiterhin mit spannenden Entwicklungen und neuen Fragestellungen konfrontieren wird. Denn letztendlich ist der humanoide Roboter mehr als nur eine Maschine – er ist ein Spiegelbild unserer eigenen Menschlichkeit und unseres unermüdlichen Strebens nach Fortschritt und Erkenntnis. Die Frage, wer den „ersten“ humanoiden Roboter erfunden hat, ist somit komplex und vielschichtig, da es nicht den einen Moment der Erfindung, sondern vielmehr einen kontinuierlichen Prozess der Evolution und des Fortschritts gibt.
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