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Entscheidungsfindung und Entscheidungsfindungsprozesse für KI in Unternehmen: Vom strategischen Impuls zur praktischen Implementierung

Entscheidungsfindung und Entscheidungsfindungsprozesse für KI in Unternehmen: Vom strategischen Impuls zur praktischen Implementierung

Entscheidungsfindung und Entscheidungsfindungsprozesse für KI in Unternehmen: Vom strategischen Impuls zur praktischen Implementierung – Bild: Xpert.Digital

Vergessen Sie die Technik: Der wahre Grund für das Scheitern von KI ist ein anderer

Mehr als nur ein Tool: Warum die Entscheidung für KI Ihr gesamtes Unternehmen verändert

Der Hype um Künstliche Intelligenz ist ungebrochen, und in den Vorstandsetagen deutscher Unternehmen herrscht Goldgräberstimmung. Viele sehen die Einführung von KI als eine schnelle, operative Entscheidung – ein weiteres Software-Tool, das Effizienz verspricht. Doch diese Annahme ist ein teurer Irrtum und der Hauptgrund, warum schockierende 80 Prozent aller KI-Projekte scheitern. Die Realität ist: Die Entscheidung, KI strategisch im Unternehmen zu verankern, ist kein Sprint, sondern ein Marathon, der bereits sechs bis neun Monate dauert, bevor auch nur die erste Zeile Code geschrieben wird.

Der Grund für diese Komplexität liegt nicht in der Technik, sondern im Prozess. Anders als bei herkömmlicher Software erfordert KI eine grundlegende Neuordnung von Unternehmensstrategie, Governance-Strukturen und Risikobewertung. Seit dem Durchbruch von ChatGPT und dem Inkrafttreten des EU AI Act ist unverbindliches Experimentieren keine Option mehr. Jede KI-Initiative muss heute in einen rigorosen rechtlichen, ethischen und finanziellen Rahmen eingebettet sein.

Dieser Artikel ist Ihr Leitfaden durch diesen anspruchsvollen, aber entscheidenden Prozess. Er zerlegt den komplexen Weg von der ersten strategischen Überlegung bis zur implementierungsreifen Entscheidung in sieben konkrete, nachvollziehbare Phasen. Anhand von Praxisbeispielen, Kostenanalysen und den häufigsten Fallstricken erfahren Sie, warum die eigentliche Arbeit lange vor der technischen Umsetzung beginnt und wie Sie die Weichen für eine erfolgreiche KI-Transformation stellen – mit strategischer Weitsicht statt blindem Aktionismus.

Ein strategisches Dilemma: Warum KI-Entscheidungen länger dauern, als Unternehmen glauben

Die Entscheidung, künstliche Intelligenz in einem Unternehmen einzuführen, wird häufig als schnelle operative Wahl wahrgenommen. Die Realität ist deutlich komplexer. Ein Entscheidungsprozess für KI-Implementierung ist kein einzelner Moment, sondern ein verschachtelter Ablauf aus strategischen, operativen, organisatorischen und technischen Bewertungen, der zwischen sechs bis neun Monaten dauert, bevor die erste Implementierungsphase überhaupt beginnt. Während Unternehmen in anderen Technologiebereichen mit bewährten Entscheidungsmatrizen arbeiten können, unterscheidet sich die KI-Entscheidungsfindung fundamental: Sie erfordert nicht nur die Evaluierung technischer Parameter, sondern auch die Neuinterpretation von Governance-Strukturen, Change-Management-Strategien und Risikobewertungen, die in dieser Form in Organisationen oft noch nicht institutionalisiert sind.

Die Tragödie vieler Unternehmen liegt darin, dass sie die Bedeutsamkeit dieser Entscheidung unterschätzen. KI wird in Managementdiskussionen häufig mit anderen Software-Einführungen gleichgesetzt, obwohl die Komplexität ein vielfaches höher ist. Dies führt zu unterfinanzierten Projekten, zu optimistischen Zeitschätzungen und letztendlich zu den berüchtigten Fehlschlägen, die in der Literatur dokumentiert werden: 80 Prozent aller KI-Projekte scheitern, so die aktuelle Forschung. Ein großer Anteil dieser Misserfolge ist nicht technischer, sondern prozessualer Natur. Sie entstehen, weil die Entscheidungsfindung nicht rigoros genug strukturiert war.

Die historische Entwicklung: Von der Utopie zur pragmatischen Governance

Um den heutigen Entscheidungsfindungsprozess zu verstehen, ist es notwendig, die Entwicklung zu betrachten, die dazu führte. Die erste Welle der KI-Adoption in Unternehmen war geprägt von Euphorie und technologischem Optimismus. In den 2010er Jahren wurde KI primär von großen Tech-Unternehmen und gut kapitalisierten Startups erforscht. Traditionelle Unternehmen waren zunächst skeptisch, später dann zaghaft. Die Entscheidungen waren damals einfach: Externe Beratungen wurden beauftragt, akademische Modelle wurden erprobt, und wenn etwas nicht funktionierte, wurde das Projekt still und heimlich beendet.

Diese Phase der Unverbindlichkeit endete abrupt mit der Veröffentlichung von ChatGPT im November 2022. Plötzlich war KI nicht mehr abstrakt und wissenschaftlich, sondern greifbar und allgegenwärtig. Dies führte zu einer massiven Beschleunigung der Interessensbekundungen in Unternehmensvorständen. Die zweite Welle, die wir gegenwärtig durchleben, ist gekennzeichnet durch regulatorischen Druck, Wettbewerbsdruck und die Erkenntnis, dass KI strategisch bedeutsam ist. Der EU AI Act, der im August 2025 in Kraft trat, sowie ähnliche regulatorische Rahmenwerke in anderen Ländern haben die Entscheidungsfindung fundamentaler Weise strukturiert. Unternehmen können nicht mehr unverbindlich experimentieren; jede KI-Initiative muss in einen rechtlichen und ethischen Rahmen eingebettet sein.

Die dritte Dimension der Entwicklung ist die Professionalisierung. Gartner berichtet, dass 75 Prozent der Unternehmen bis Ende 2025 KI nutzen werden. Dies ist eine massenhafte Adoption. Mit dieser Massenheit kommen natürlich auch Standards, Best Practices und Governance-Frameworks, die früher nicht notwendig waren. Unternehmen, die heute KI einführen, können auf ein etabliertes Wissen- und Erfahrungskörper zurückgreifen, was die Entscheidungsfindung strukturierter macht, sie aber auch komplexer werden lässt. Der Entscheidungsprozess ist heute nicht schneller, sondern gründlicher und dokumentierter. Dies ist die zentrale Entwicklung, die den modernen KI-Entscheidungsprozess definiert.

Die Kernmechaniken des Entscheidungsfindungsprozesses

Der Entscheidungsfindungsprozess für KI in Unternehmen folgt keinem universellen Schema, sondern vielmehr etablierten Mustern, die sich in reiferen Organisationen abzeichnen. Diese Prozesse lassen sich jedoch in konkrete Phasen zerlegen, die jeweils ihre eigenen Kriterien, Stakeholder und Kritikalitätspunkte haben.

Die erste Phase ist die strategische Bewertung oder Assessment-Phase, die zwischen zwei und vier Wochen dauert

In dieser Phase wird zunächst die Frage beantwortet: Wo steht unser Unternehmen mit KI? Dies geschieht durch eine strukturierte KI-Reifegrad-Analyse, bei der Führungskräfte aus verschiedenen Abteilungen – von IT über Finanzen bis zur Geschäftsentwicklung – befragt werden. Ziel ist es, nicht nur die technische Bereitschaft zu erfassen, sondern auch die organisatorische Reife. Unternehmen, die in dieser Phase unruhig werden und schnell zur nächsten Phase übergehen möchten, machen einen grundlegenden Fehler. Die Assessment-Phase ist das Fundament, auf dem alle folgenden Entscheidungen basieren.

Die zweite Phase ist die Strategie- und Zielentwicklung, die vier bis acht Wochen dauert

Hier wird definiert, was KI für das Unternehmen sein soll. Dies ist nicht primär eine technische, sondern eine geschäftliche Frage. Exemplarische Fragen sind: Soll KI primär Effizienzgewinne ermöglichen oder neue Geschäftsmodelle schaffen? Soll sie in bestehende Prozesse integriert werden oder separate Abteilungen gründen? Welche Branchen oder Funktionsbereiche haben das höchste Potenzial? Diese strategische Klärung erfordert intensive Diskussionen auf Vorstandsebene. Viele Unternehmen unterschätzen die Zeit, die diese Phase in Anspruch nimmt, weil sie sie als Rhetorik abtun. Sie ist es nicht. Die Klarheit über die Unternehmensvision bezüglich KI bestimmt alle nachfolgenden Entscheidungen. Unternehmen ohne klare Strategie landen bei KI-Projekten ohne greifbaren Geschäftswert.

Die dritte Phase ist die Use-Case-Identifikation und -Priorisierung, die sechs bis zwölf Wochen dauert

Dies ist die operationalisierte Version der strategischen Phase. Hier werden konkrete, mit Geschäftsergebnis verbundene Anwendungsfälle identifiziert. Das Unternehmen sammelt auf breiter Basis Ideen aus Fachabteilungen: Wie könnte KI euch konkret helfen? Diese Sammlung ist bewusst unstrukturiert. Danach folgt eine systematische Priorisierung basierend auf einer Bewertungsmatrix, die Faktoren wie Geschäftspotenzial, technische Machbarkeit, Datenreife und Risikopotenzial berücksichtigt. Der Priorisierungsprozess ist der kritischste Punkt in dieser Phase, denn hier treffen optimistische Fachabteilungen auf realistische Technik-Abteilungen. Diese Spannungen auszuhalten und zu einer fundierten Priorität zu kommen, ist eine Management-Leistung, keine technische. Unternehmen, die die zehn obersten Use Cases durch ein einfaches Voting auswählen, verschwenden später Zeit mit unwirtschaftlichen Projekten.

Die vierte Phase ist die Risiko- und Compliance-Bewertung, die vier bis acht Wochen dauert

Dies ist eine Phase, die in der ersten Welle der KI-Adoption (vor 2023) praktisch ignoriert wurde, heute aber zentral ist. Diese Phase evaluiert: Welche regulatorischen Anforderungen betreffen die geplanten KI-Einsätze? Welche Daten sind erforderlich und wie ist ihre rechtliche Zulässigkeit? Welche ethischen Fragen entstehen? Welche Haftungs- und Compliance-Risiken entstehen? Diese Phase wird idealerweise durch ein Team durchgeführt, das Juristen, Compliance-Spezialisten, Datenschutzbeauftragte und technische Experten einschließt. Dies ist nicht optional. Unternehmen, die diese Phase überspringen oder oberflächlich durchführen, schaffen sich später massive Probleme.

Die fünfte Phase ist die Finanzplanung und Business-Case-Entwicklung, die vier bis sechs Wochen dauert

Hier werden konkrete Investitionszahlen zusammengestellt. Die Kosten für KI-Implementierung variieren massiv je nach Projektumfang. Self-Service-KI-Lösungen können mit 4.000 bis 25.000 Euro pro Monat beginnen. Maßgeschneiderte Entwicklungen liegen bei 15.000 bis 32.000 Euro für einen Prototypen und können bei 50.000 bis 100.000 Euro oder mehr landen. Hinzu kommen Infrastrukturkosten, die – je nach Cloud-Lösung – zwischen 500 und 15.000 Euro pro Monat betragen können. Und dann die verdeckten Kosten: Schulung von Mitarbeitern (300 bis 4.000 Euro pro Person), Change Management, Datenaufbereitung (die 60 bis 80 Prozent des Projektbudgets ausmachen kann) und kontinuierliche Optimierung. Enterprise-KI-Projekte in mittleren bis großen Unternehmen können mit einem Budget von 250.000 Euro beginnen. Die Business-Case-Entwicklung ist hier entscheidend. Unternehmen müssen nicht nur die Investitionen darstellen, sondern auch die erwarteten Renditen. Ein konservativer ROI von KI-Implementierung liegt bei 214 Prozent über fünf Jahre; optimistisch können es bis zu 761 Prozent sein. Diese Bandbreite verstärkt die Notwendigkeit von realistischen Annahmen.

Die sechste Phase ist die organisatorische Vorbereitung und Governance-Struktur, die vier bis acht Wochen dauert

Dies ist eine Phase, die oft parallel mit anderen Phasen läuft, aber ihre Eigenständigkeit verdient. Hier wird definiert: Wer trifft Entscheidungen über KI-Projekte? Welche Governance-Struktur ist erforderlich? Ist ein Chief AI Officer notwendig? Wie wird KI in die bestehenden Entscheidungshierarchien integriert? Große Unternehmen mit komplexeren Governance-Anforderungen etablieren ein KI Governance Board, das aus Vertretern von Geschäftsbereichen, IT, Compliance, HR und Finanzen besteht. Kleinere Unternehmen können dies informeller handhaben, sollten aber dennoch klare Verantwortlichkeiten etablieren. Diese Phase ist kritisch, weil sie der KI-Initiative Legitimität und Struktur gibt. Unternehmen ohne klare Governance scheitern später daran, dass konkurrierende Initiativen entstehen oder dass Entscheidungen nicht nachvollziehbar sind.

Die siebte Phase ist die Stakeholder-Mobilisierung und Change-Management-Vorbereitung, die vier bis zehn Wochen dauert

Diese Phase antizipiert den Widerstand und bereitet die Organisation darauf vor. Der klassische Change-Management-Prozess für KI folgt einer bewährten Struktur: In den ersten zwei bis drei Monaten wird Awareness geschaffen. Mitarbeiter werden informiert, dass KI kommt, nicht als bedrohliche Entlassung, sondern als Werkzeug ihrer Befähigung. In den folgenden drei bis sechs Monaten wird Experimentierfreude geweckt. Quick Wins werden demonstriert. Freiwillige Pilotgruppen werden gebildet. In den darauffolgenden sechs bis zwölf Monaten folgt die Skalierung. Best Practices werden dokumentiert, Schulungen werden institutionalisiert. Stakeholder-Engagement ist zentral: 78 Prozent der Führungskräfte sehen KI-gestützte Entscheidungen als strategischen Vorteil, aber dies ist nicht automatisch. Diese Überzeugung muss gewonnen werden. Unternehmen, die diese Phase überspringen, schaffen nicht nur Implementierungswiderstände, sondern auch längerfristige kulturelle Probleme.

Erst nach diesen sieben Phasen, die zusammen zwischen sechs und neun Monaten dauern, ist das Unternehmen in der Position, konkrete Pilotprojekte zu starten. Dies ist ein kritischer Punkt, den viele Entscheidungsträger missverstehen. Sie denken, dass die Entscheidung zur KI-Implementierung der Startpunkt für die praktische Arbeit ist. Tatsächlich ist die Entscheidung selbst ein sechs bis neun Monate dauernder Prozess, und erst danach beginnt die Implementierung.

 

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Skalierung statt Hype: Zwei Fallstudien, die zeigen, wie KI wirklich wirkt

Der Status Quo: Entscheidungsfindung als unternehmliche Realität

Der aktuelle Status quo der KI-Entscheidungsfindung zeigt ein markantes Bild. Einerseits gibt es die regulatorische Dringlichkeit. Mit dem EU AI Act als verbindlich werdendem Rahmenwerk müssen europäische Unternehmen ihre KI-Nutzung in ein dokumentiertes Governance-System einbetten. Dies macht die Entscheidungsfindung zur Compliance-Notwendigkeit, nicht nur zur strategischen Option. 77 Prozent der Organisationen implementieren bereits aktiv KI-Governance-Programme. Dies ist nicht optional, sondern mainstream. Diese Verbreitung hat zur Folge, dass Unternehmen auf etablierte Muster zurückgreifen können. Der Markt für AI-Governance-Tools und Beratung wächst um 36,7 Prozent jährlich und wird bis 2033 ein Volumen von 29,6 Milliarden Dollar erreichen. Dies bedeutet, dass die Entscheidungsfindung heute professionalisierter ist als je zuvor.

Andererseits sind die Entscheidungen realer und höher gestakt als früher. 47 Prozent der Organisationen listen KI-Governance als strategische Priorität auf. Dies bedeutet, dass die Entscheidungen nicht in IT-Abteilungen getroffen werden, sondern auf Vorstandsebene. Dies erhöht die Rigorosität des Prozesses, weil Vorstände typischerweise formalere Entscheidungsprozesse haben als IT-Manager. Dies ist insgesamt positiv, führt aber auch zu erheblichen Implementierungsverzögerungen.

Die praktische Realität zeigt auch eine fragmentierte Landschaft. Unternehmen, die KI-Adoption erfolgreich vorantreiben, folgen einem strukturierten Vierphasen-Modell: Erkundung (zwei bis drei Monate), Standardisierung (zwei bis vier Monate), Integration (sechs bis zwölf Monate) und schließlich Transformation. Diese Phasen sind nicht optional oder schnell durchlaufen, sondern fundamentale Stationen. Unternehmen, die diese Phasen überspringen oder zusammendrängen, scheitern systematisch.

Ein weiterer Aspekt des Status quo ist die Kostenrealität. Compliance-Ausgaben für AI-Deployment-Projekte betragen im Durchschnitt 344.000 Euro, während R&D-Kosten bei 150.000 Euro liegen. Dies ist eine 229-prozentige Kostensteigerung für Governance gegenüber Entwicklung. Dies erklärt, warum die Entscheidungsfindung so lange dauert: Die Entscheidung selbst ist teuer geworden.

Aus der Praxis: Zwei Fallstudien realer Entscheidungsfindung

Die erste Fallstudie betrifft einen Berliner E-Commerce-Betrieb mittlerer Größe mit etwa 500 Mitarbeitern

Das Unternehmen erkannte, dass seine logistischen Prozesse optimierungsbedürftig waren. Der klassische Ansatz hätte darin bestanden, eine neue Software einzuführen. Stattdessen wurde eine KI-Initiative geplant. Die Entscheidungsfindung dauerte acht Monate. In der Assessment-Phase wurden zunächst die existierenden Logistik-Prozesse kartografiert, die Datenqualität bewertet und die vorhandenen IT-Systeme evaluated. Es stellte sich heraus, dass die Datenqualität deutlich mangelhafter war als erwartet. In der Strategiephase wurde definiert, dass KI vor allem zur Optimierung von Lieferroutenplanung eingesetzt werden sollte. In der Use-Case-Phase wurden siebzehn Anwendungsfälle identifiziert und auf vier priorisiert: Route-Optimierung, Bestandsvorhersage, Kundenservice-Automation und Betrugserkennung. In der Risiko-Phase wurde festgestellt, dass die meisten Use Cases aus regulatorischer Sicht unproblematisch waren, aber der Umgang mit Kundendaten bei der Betrugserkennung DSGVO-konform dokumentiert werden musste. In der Finanzphase wurde ein erstes Budget von 150.000 Euro für zwölf Monate definiert. Eine dedizierte KI-Task-Force wurde gegründet. Nach acht Monaten startete das Pilotprojekt zur Route-Optimierung. Nach sechs Monaten Pilotarbeit (insgesamt also 14 Monate nach Entscheidungsbeginn) waren die Ergebnisse messbar: Eine Reduktion der Lieferzeiten um durchschnittlich 18 Prozent, eine Reduktion der Logistikkosten um 12 Prozent. Diese Erfolge führten zur Ausweitung auf die anderen Use Cases.

Die zweite Fallstudie betrifft eine multinationale Unternehmensholding, die RSBG SE, mit über 80 Tochterfirmen

Die Entscheidung, KI unternehmensübergreifend einzuführen, dauerte neun Monate. Ein kritischer Unterschied zu kleineren Organisationen war die Notwendigkeit, Einheitlichkeit in einer stark dezentralisierten Struktur herzustellen. Die Assessment-Phase evaluierte die KI-Reife in jeder Tochterfirma separat. Es zeigte sich, dass die Reifegrade massiv variierten. Während einige Firmen bereits mit KI experimentierten, waren andere völlig unerfahren. In der Strategiephase wurde entschieden, dass KI vor allem zur Effizienzsteigerung in administrativen Prozessen genutzt werden sollte – eine Anwendung, die querfunktional relevant war. Die Use-Case-Sammlung erfolgte dezentral mit zentraler Koordination. Es wurden 80 individuelle Anwendungsideen eingereicht. Diese wurden kategorisiert in Quick Wins (Lösbar in ein bis drei Monaten) und strategische Projekte (sechs bis zwölf Monate). In der Risiko-Phase war die zentrale Herausforderung, dass Compliance-Anforderungen in verschiedenen Ländern unterschiedlich waren. Es wurde ein minimalistisches Governance-Framework entwickelt, das die EU-Anforderungen als Baseline nutzte. Eine zentrale KI-Plattform wurde ausgewählt. Nach neun Monaten Entscheidungsfindung startete der Skalierungsprozess. Innerhalb von drei Monaten waren 60 Prozent der Unternehmen aktiv auf der Plattform. Über 80 Use Cases wurden identifiziert und an der Implementierung gearbeitet. Innerhalb eines Jahres wurden über 400 Stunden monatlich durch KI eingespart. Dies ist ein Beispiel für erfolgreiche skalierte Entscheidungsfindung.

Die Probleme und Kontroversen: Wo Entscheidungen scheitern

Der zentrale Fehler bei der KI-Entscheidungsfindung ist unklare Zielsetzung. Viele Unternehmen treffen die Entscheidung zur KI-Implementierung, ohne klar zu definieren, was sie damit erreichen wollen. Sie adoptieren KI, weil es Trend ist, nicht weil es Geschäftsprobleme löst. Dies führt zu Projekten ohne greifbaren Nutzen. Empirisch zeigt sich: 80 Prozent aller KI-Projekte scheitern, und ein großer Anteil dieser Misserfolge ist prozessualer, nicht technischer Natur. Sie entstehen aus Entscheidungen, die ohne klares Geschäftsziel getroffen wurden.

Ein zweiter zentraler Fehler ist die Unterschätzung der Datenqualität und -vorbereitung. Viele Unternehmen gehen davon aus, dass KI-Systeme mit beliebigen Daten arbeiten können. Die Realität ist deutlich kritischer. 60 bis 80 Prozent eines KI-Projekt-Budgets werden typischerweise für Datenaufbereitung und -bereinigung aufgewendet. Unternehmen, die dies nicht antizipieren, erleben massive Budgetüberschreitungen und Zeitverzögerungen. Die Entscheidung über KI muss daher immer eine Datenqualitäts-Audit einschließen.

Ein dritter zentraler Fehler ist die Unterschätzung von Veränderungswiderstand und Kulturwandel. Viele Unternehmen gehen davon aus, dass wenn die technische Lösung gut ist, die Mitarbeiter sie automatisch nutzen werden. Dies ist psychologisch naiv. Menschen fürchten, dass KI ihre Arbeitsplätze gefährdet, dass ihre Expertise überflüssig wird, dass Maschinen-Entscheidungen ihnen Kontroll entzieht. Ein gutes Change-Management-Programm ist nicht optional, sondern zentral für den Erfolg. Unternehmen, die dies unterschätzen, schaffen technische Lösungen, die in der Praxis untergehen, weil die Mitarbeiter sie nicht nutzen.

Ein vierter Fehler ist unzureichendes Projektmanagement und Ressourcenplanung. KI-Projekte sind komplex. Sie erfordern gleichzeitig technische Expertise, Domänenwissen und Projektmanagement. Viele Unternehmen unterschätzen den Zeitaufwand und die erforderlichen Ressourcen. Sie vergeben KI-Projekte als Nebenjobs an Mitarbeiter, die bereits zu 100 Prozent ausgelastet sind. Dies führt zu verzögerten Timelines und suboptimalen Ergebnissen. Die Entscheidung zur KI-Implementierung muss daher immer mit einer Ressourcenplanung verbunden sein, die realistische Kapazitäten vorsieht.

Ein fünfter kritischer Fehler ist das Fehlen von Erfolgsmessung und kontinuierlicher Optimierung. Unternehmen definieren oft nicht messbar, was Erfolg bedeutet. Sie starten KI-Projekte ohne klare KPIs. Dies führt dazu, dass am Ende des Projekts unklar ist, ob es erfolgreich war oder nicht. Gute KI-Entscheidungsfindung definiert messbare Erfolgs-Indikatoren: Zeitersparnisse, Kostenreduktionen, Qualitätsverbesserungen, Kundenzufriedenheitssteigerung. Ohne diese Definitionen wird das Projekt zur politischen Frage, nicht zur empirischen.

Schließlich gibt es die Governance- und Compliance-Probleme. Mit dem EU AI Act werden diese Fragen nicht optional. Unternehmen, die KI einführen, ohne ihre Compliance-Anforderungen zu evaluieren, schaffen sich später massive Probleme. Insbesondere in regulierten Branchen (Finanzdienstleistungen, Gesundheitswesen, Versicherung) ist die Compliance-Phase nicht optional. Dies erklärt auch, warum die Entscheidungsfindung länger dauert als viele Unternehmen erwarten: Sie muss regulatorisch verteidigbar sein.

Die Zukunft der KI-Entscheidungsfindung: Trends und potenzielle Umbrüche

Die Zukunft der KI-Entscheidungsfindung in Unternehmen wird durch mehrere bedeutsame Trends geprägt sein.

Der erste Trend ist die Bewegung von generativer KI zu agentic AI

Also autonomen KI-Agenten, die nicht nur Empfehlungen geben, sondern eigenständig Entscheidungen treffen und Prozesse ausführen. Dies wird die Entscheidungsfindung fundamental verändern. Wenn KI-Systeme nicht nur analysieren, sondern handeln, entstehen neue Governance-Anforderungen. Unternehmen müssen nicht mehr entscheiden, was KI empfiehlt, sondern wie KI autonom handelt. Dies wird Governance noch komplexer machen. Gartner prognostiziert, dass bis 2028 rund 33 Prozent aller Unternehmensanwendungen KI-Agents integrieren werden – ein massiver Anstieg von unter 1 Prozent im Jahr 2024. Dies bedeutet, dass die Entscheidungsfindung in den nächsten Jahren nicht schneller, sondern komplexer wird.

Ein zweiter Trend ist die Demokratisierung von KI

No-Code- und Low-Code-KI-Plattformen ermöglichen es, dass nicht nur technische Experten KI-Lösungen entwickeln, sondern auch Fachabteilungen. Dies führt zu einer dezentralisierten KI-Adoption, die harder zu steuern ist. Dies wird Governance-Anforderungen ändern. Statt top-down Entscheidungsfindung werden Unternehmen mit bottom-up KI-Initiativen umgehen müssen. Dies könnte die Entscheidungsfindung schneller machen, bedeutet aber auch mehr Kontrollbedarf.

Ein dritter Trend ist die Integrierung von KI in bestehende Business-Tools

Microsoft 365 Copilot, Google Workspace AI und ähnliche Integrationsmöglichkeiten bedeuten, dass KI nicht mehr eine separate Technologie ist, sondern ein Bestandteil von alltäglichen Tools. Dies vereinfacht die Adoption technisch, macht die Entscheidungsfindung aber komplexer, weil die Grenzen zwischen IT-Entscheidungen und Geschäftsentscheidungen verschwimmen.

Ein vierter Trend ist die Regulatorische Konsolidation

Mit dem EU AI Act als etabliertem Standard und ähnlichen Regelwerken in anderen Jurisdiktionen wird die Governance weniger fragmentiert. Dies könnte langfristig die Entscheidungsfindung standardisieren und damit schneller machen. Aber kurzfristig (die nächsten zwei bis drei Jahre) wird die Regelwerk-Adaption die Komplexität erhöhen.

Ein fünfter Trend ist die Agentur von KI-Entscheidungsfindung selbst

Es ist zu erwarten, dass KI-Systeme in Zukunft nicht nur bei der Datenanalyse unterstützen, sondern auch bei der Governance selbst. Intelligente Systeme könnten Entscheidungsprozesse simulieren, Szenarios durchspielen und Risiken bewerten, bevor Menschen entscheiden. Dies könnte die Qualität von Entscheidungen erhöhen, würde aber auch bedeuten, dass die Entscheidungsfindung selbst von KI unterstützt wird – ein reflexives Paradoxon, das seine eigenen Fragen aufwirft.

Was wir aus diesem Prozess lernen

Der Entscheidungsfindungsprozess für KI in Unternehmen ist nicht ein einzelner Moment, sondern ein zwischen sechs und neun Monate dauernder, strukturierter Prozess, der sieben verschiedene Phasen durchläuft: strategische Bewertung, Strategie- und Zielentwicklung, Use-Case-Identifikation und -Priorisierung, Risiko- und Compliance-Bewertung, Finanzplanung, organisatorische Vorbereitung und Stakeholder-Mobilisierung. Erst nach diesen Phasen beginnt die eigentliche Implementierung. Diese Zeitspanne schreckt viele Unternehmen ab, die von schnelleren Lösungen träumen, ist aber notwendig. Unternehmen, die diese Phasen beschleunigen oder überspringen, laden sich systematisch operative Probleme auf.

Der Prozess ist rigoros, weil die Entscheidung kritisch ist. KI-Investitionen sind heute strategisch bedeutsam. Sie können Unternehmen transformieren oder fehlleiten. Die Entscheidungsfindung ist daher nicht eine administrative Routineaufgabe, sondern eine Management-Kernkompetenz. Unternehmen, die erfolgreiche KI-Transformationen durchlaufen haben, unterscheiden sich von denen, die scheitern, nicht durch technische Superlative, sondern durch rigorose Entscheidungsfindung. Sie haben klare Ziele definiert. Sie haben Risiken systematisch evaluiert. Sie haben Stakeholder engagiert. Sie haben Erfolgskriteria definiert. Diese Management-Tugenden sind nicht neu – sie werden bei KI nur explizit erforderlich.

Die Zukunft wird zeigen, ob die Entscheidungsfindung schneller oder langsamer wird. Die aktuelle Dynamik deutet darauf hin, dass sie komplexer wird. Mit agentic AI, regulatorischer Konsolidation und dezentralisierten KI-Initiativen werden die Governance-Anforderungen steigen, nicht fallen. Unternehmen, die diese Komplexität antizipieren, werden besser positioniert sein als solche, die von schnellen, intuitiven Entscheidungen träumen. Die zentrale Erkenntnis ist: KI-Entscheidungsfindung ist nicht schnell, sondern richtig. Dies ist die zentrale Lektion für Unternehmen, die diese Reise antreten.

 

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