Veröffentlicht am: 17. Mai 2025 / Update vom: 17. Mai 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Chinas Energiewende: Erneuerbare bringen CO2-Emissionen erstmals zum Sinken
Innovationssprung: Wie China fossile Brennstoffe strukturell reduziert
China zeigt einen bemerkenswerten Wandel: Nach Jahren stetigen Anstiegs seiner CO2-Emissionen ist nun ein Rückgang erkennbar, der früher einsetzt als geplant. Diese Entwicklung ist eng mit dem beispiellosen Ausbau erneuerbarer Energien verknüpft, während gleichzeitig die globale saubere Energieerzeugung einen historischen Meilenstein erreicht hat. Erstmals seit den 1940er Jahren liefern erneuerbare Energien und Kernkraft zusammen mehr als 40% der weltweiten Stromerzeugung. Besonders bemerkenswert: China verzeichnet diesen Emissionsrückgang trotz steigenden Strombedarfs – ein Zeichen dafür, dass der massive Ausbau erneuerbarer Energien tatsächlich beginnt, die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen strukturell zu reduzieren.
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Der unerwartete Rückgang der chinesischen Emissionen
China, der weltweit größte CO2-Emittent, zeigt einen überraschenden Trend: Laut aktuellen Analysen sind die CO2-Emissionen des Landes in den letzten 12 Monaten um rund 1% gesunken, mit einem besonders deutlichen Rückgang von 1,6% im ersten Quartal 2025 im Vergleich zum Vorjahr. Dies ist ein bemerkenswerter Fortschritt, zumal es das erste Mal ist, dass die Emissionen zurückgehen, während gleichzeitig der Energieverbrauch steigt.
Bereits im abgelaufenen Quartal 2024 stagnierten Chinas CO2-Emissionen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Obwohl für das Gesamtjahr 2024 die CO2-Emissionen noch um etwa 0,8% anstiegen, blieben sie in den letzten 10 Monaten des Jahres unter dem Niveau des Vorjahres. Diese Entwicklung deutet auf einen strukturellen Wandel hin, denn der Rückgang erfolgt etwa sechs Jahre früher als in den ursprünglichen Plänen der chinesischen Regierung vorgesehen.
Für diese positive Entwicklung gibt es mehrere Gründe: Neben dem massiven Ausbau erneuerbarer Energien spielen auch wirtschaftliche Faktoren eine Rolle. Der CO2-Ausstoß in der Stahl- und Zementproduktion sank um 3% bzw. 11%, was teilweise auf Probleme im Bau- und Immobiliensektor zurückzuführen ist. Zudem trägt ein geringerer Erdölverbrauch, unter anderem durch den zunehmenden Einsatz von Elektrofahrzeugen, zum Rückgang der Emissionen bei.
Der Einfluss klimatischer Faktoren
Trotz dieser positiven Entwicklung ist zu beachten, dass während der Hitzewellen im August und September 2024 die Nachfrage nach Strom durch den verstärkten Einsatz von Klimaanlagen stieg. Dies führte zu einem Anstieg der Stromerzeugung aus Kohle um 2% und aus Gas um 13%. Dieser saisonale Effekt unterstreicht die Herausforderungen bei der kontinuierlichen Reduzierung von Emissionen unter wechselnden klimatischen Bedingungen.
Chinas beispielloser Ausbau erneuerbarer Energien
Der Haupttreiber für den Emissionsrückgang ist Chinas historische Expansion im Bereich der erneuerbaren Energien. Ende 2024 erreichte die kumulierte installierte Kapazität erneuerbarer Energien in China den beeindruckenden Wert von 1,889 Milliarden Kilowatt, was einem Anstieg von 25% gegenüber dem Vorjahr entspricht. Der Anteil erneuerbarer Energien an der gesamten installierten Stromerzeugungskapazität Chinas erreichte damit den Rekordwert von 56%.
Besonders bemerkenswert ist, dass 86% der im Jahr 2024 neu installierten Stromkapazität in China aus erneuerbaren Quellen stammt. Die neu installierte Kapazität erneuerbarer Energien betrug 373 Millionen Kilowatt, was einem jährlichen Anstieg von 23% entspricht. Die Solarenergie dominierte dabei mit einem Zuwachs von 278 Millionen Kilowatt.
Solar- und Windkraft überholen fossile Energieträger
Ein historischer Meilenstein wurde Ende März 2025 erreicht: Chinas Wind- und Solarkapazität ist auf 1.482 Gigawatt gestiegen und hat damit erstmals die thermische Stromerzeugungskapazität aus fossilen Brennstoffen übertroffen. Dieser Wendepunkt markiert einen wichtigen Schritt in Chinas Energiewende.
China hat sein für 2030 gestecktes Ziel, die installierte Wind- und Solarkapazität auf 1.200 Gigawatt zu erhöhen, bereits sechs Jahre früher erreicht. Diese enorme Expansion spiegelt sich auch in den Zahlen für 2024 wider: China hat in diesem Jahr allein 277,2 GW an Solarkapazität hinzugefügt, was 65% der gesamten neu installierten Kapazität entspricht und einen Anstieg von 28% gegenüber dem Vorjahr darstellt.
Beeindruckend ist auch, dass allein im Dezember 2024 China 68,3 GW neue Solarkapazität ans Netz brachte – mehr als die gesamte kumulierte Solarkapazität Australiens, die in den letzten Jahrzehnten installiert wurde. Seit 2013 hat sich die installierte Windkraftkapazität in China versechsfacht, während die installierte Solarkapazität um das 180-fache gestiegen ist.
Globaler Boom der erneuerbaren Energien
Chinas Entwicklung ist Teil eines weltweiten Trends. Im Jahr 2024 erreichte die Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und Kernkraft einen historischen Meilenstein: Sie lieferte 40,9% der weltweiten Stromerzeugung – der höchste Anteil seit den 1940er Jahren.
Die weltweite Kapazität für erneuerbare Energien wuchs 2024 um einen Rekordwert von 585 GW, was 92,5% der gesamten Kapazitätserweiterung entspricht und eine beispiellose jährliche Wachstumsrate von 15,1% darstellt. Die Solarenergie dominierte dabei mit einem Beitrag von 452 GW, was mehr als drei Viertel der neuen Kapazität ausmacht.
Erneuerbare Energien lieferten 2024 einen Rekordwert von 858 TWh zusätzlicher Energie, 49% mehr als der bisherige Höchststand aus dem Jahr 2022. Die Solarenergie verzeichnete dabei ein Wachstum von 29% und war damit zum 20. Mal in Folge die am schnellsten wachsende Energiequelle. Die Solarstromerzeugung hat sich in nur drei Jahren verdoppelt und lieferte 2024 mehr als 2.000 TWh Strom, was einem Anteil von 6,9% an der globalen Stromerzeugung entspricht.
Investitionen und globale Verteilung
Die Investitionen in den Übergang zu kohlenstoffarmer Energie sind weltweit um 11% gestiegen und erreichten 2024 einen Rekord von 2,1 Billionen US-Dollar. Elektrifizierter Transport, erneuerbare Energie und Stromnetze waren die größten Investitionstreiber.
Allerdings gibt es erhebliche geografische Unterschiede beim Ausbau erneuerbarer Energien. Der größte Teil des Zuwachses erfolgte in Asien, mit dem größten Anteil in China – fast 64% der global hinzugefügten Kapazität. Mittelamerika und die Karibik trugen dagegen nur 3,2% bei. Die G7- und G20-Länder waren für 14,3% bzw. 90,3% der neuen Kapazität im Jahr 2024 verantwortlich.
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Chinas erneuerbare Energien: Fortschritte trotz Netzproblemen
Trotz der beeindruckenden Fortschritte bleiben wichtige Herausforderungen bestehen. Obwohl der Anteil erneuerbarer Energien an der Stromerzeugungskapazität in China gestiegen ist, hat sich ihr Anteil an der tatsächlichen Stromerzeugung nicht entsprechend erhöht. Ende des ersten Quartals 2025 trugen Wind und Solar zusammen nur 22,5% zum Stromverbrauch bei, obwohl sie über die Hälfte der gesamten installierten Kapazität ausmachten. Dies deutet auf Probleme beim Netzzugang hin, da Netzbetreiber weiterhin Strom aus fossilen Brennstoffen bevorzugen.
Ein weiteres Problem ist die mangelnde Netzintegration: Ein erheblicher Teil der erzeugten Wind- und Solarenergie wird verschwendet, da die Netzsysteme noch nicht ausreichend darauf vorbereitet sind, diese zu verarbeiten. Die abnehmende internationale Nachfrage nach chinesischen Windturbinen und Solarmodulen, teilweise aufgrund steigender protektionistischer Maßnahmen, hat China dazu veranlasst, seine inländische Kapazität für erneuerbare Energien “vorzuziehen”.
Warum die Kapazität nicht schnell genug wächst
Weltweit ist der Fortschritt bei erneuerbaren Energien trotz beeindruckender Zahlen noch nicht ausreichend, um die Ziele des Pariser Klimaabkommens zu erreichen. Die Kapazität muss bis 2030 jährlich um 16,6% wachsen, um das Ziel einer Verdreifachung der installierten erneuerbaren Energiekapazität zu erreichen. Nach aktuellen Prognosen wird die globale erneuerbare Kapazität bis 2030 voraussichtlich um das 2,7-fache wachsen, was das Ziel der Verdreifachung noch verfehlt.
Zudem stiegen die Emissionen aus dem globalen Stromsektor im Jahr 2024 um 1,7% im Vergleich zu 2023. Dies liegt unter anderem daran, dass trotz des führenden Anteils erneuerbarer Energien an Neubauten die globale Energielandschaft noch stark von fossilen Kraftwerken abhängig ist, die weiterhin große Mengen an Kohle, Gas und Öl verbrauchen.
Chinas CO2-Wende: Hoffnung für die globale Klimazukunft
Der unerwartete Rückgang der CO2-Emissionen Chinas markiert einen bedeutenden Wendepunkt im globalen Kampf gegen den Klimawandel. Er zeigt, dass selbst in einem Land mit enormem Energiehunger und starker wirtschaftlicher Entwicklung ein Umstieg auf erneuerbare Energien möglich ist und tatsächlich zu einer Reduzierung der Emissionen führen kann.
Die massive Expansion erneuerbarer Energien in China und weltweit gibt Anlass zu vorsichtigem Optimismus. Der Rekordausbau von Solar- und Windenergie sowie die zunehmenden Investitionen in grüne Technologien deuten auf eine beschleunigte Energiewende hin. Wenn dieser Trend anhält und die verbleibenden Herausforderungen bei der Netzintegration und dem Abbau fossiler Kapazitäten bewältigt werden, könnte dies einen entscheidenden Beitrag zur Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs leisten.
Die Erfahrungen Chinas könnten anderen Ländern als Vorbild dienen und zeigen, dass eine schnellere Dekarbonisierung möglich ist als bisher angenommen. Der unerwartete Rückgang der Emissionen in China ist ein positives Signal, das Hoffnung gibt, dass die globalen Klimaziele doch noch erreichbar sein könnten.
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