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Aus dem Rivian-Van gesprungen: Stahl-Kollege statt Postbote? Amazons humanoide Lieferroboter im Test

Veröffentlicht am: 7. Juni 2025 / Update vom: 7. Juni 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein

Aus dem Rivian-Van gesprungen: Stahl-Kollege statt Postbote? Amazons humanoide Lieferroboter im Test

Aus dem Rivian-Van gesprungen: Stahl-Kollege statt Postbote? Amazons humanoide Lieferroboter im Test – Bild: Xpert.Digital

Von Drohnen zu Humanoiden: Amazons nächster Schritt in der Lieferautomatisierung

Amazons Testprogramm für humanoide Roboter: Transformation der letzten Meile in der Logistik

Die jüngsten Entwicklungen bei Amazon markieren einen bedeutenden Wendepunkt in der Logistikbranche, da das Unternehmen humanoide Roboter zur Paketzustellung testet und dabei mit dem Elektrofahrzeughersteller Rivian zusammenarbeitet. Diese Initiative verdeutlicht eine strategische Verlagerung von traditionellen, zweckgebundenen Automatisierungslösungen hin zu flexibleren, menschenähnlichen Robotersystemen, die in komplexen, realen Umgebungen operieren können. Amazon hat bereits einen speziellen “Humanoid Park” in San Francisco eingerichtet, der als Testumgebung für diese neue Generation von Lieferrobotern dient. Diese Entwicklung signalisiert nicht nur eine technologische Evolution, sondern auch eine potenzielle Transformation der gesamten Logistikkette, die weitreichende Auswirkungen auf Arbeitsplätze, Effizienz und die Zukunft der Paketzustellung haben könnte.

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Aktueller Stand der Testprogramme

Amazon hat seine Robotik-Ambitionen mit der Entwicklung einer neuen Testfacilität konkretisiert, die als “Humanoid Park” bezeichnet wird und sich in einem der Unternehmensbüros in San Francisco befindet. Diese etwa cafégroße Testumgebung fungiert als Indoor-Hindernisparcours, der reale Zustellsituationen wie Treppen oder unterschiedliche Eingangsbereiche simuliert. Die Testanlage ist mit einem elektrischen Lieferwagen von Rivian ausgestattet, der es ermöglicht, das Ein- und Aussteigen der Roboter sowie die Paketübernahme aus dem Fahrzeug unter kontrollierten Bedingungen zu erproben.

Das Unternehmen evaluiert verschiedene humanoide Robotermodelle für diese Aufgabe, wobei namentlich der G1 des chinesischen Unternehmens Unitree Robotics aus Hangzhou erwähnt wird, der etwa 16.000 US-Dollar kostet. Amazon setzt dabei auf eine eigene Softwareentwicklung und nutzt nicht fertige Lösungen, sondern entwickelt eine eigene Steuerungssoftware für die humanoiden Zusteller. Diese Software basiert auf fortschrittlichen KI-Modellen wie dem chinesischen DeepSeek-VL2 und Qwen, einem Sprachmodell des Technologiekonzerns Alibaba.

Technische Grundlagen und KI-Integration

Das technologische Fundament für diese Innovation bildet eine neue Generation von KI-Software, die als “Agentic AI” bezeichnet wird. Diese im Lab126-Forschungszentrum in Sunnyvale entwickelte Technologie ermöglicht es Robotern, selbstständig Entscheidungen zu treffen und auf natürliche Sprachbefehle zu reagieren. Amazon beschreibt diese Systeme als “flexible, vielseitige Assistenten”, die weit mehr können als einfache Lagerarbeiten. Das Unternehmen betont dabei: “Anstelle starrer, spezialisierter Roboter entwickeln wir Systeme, die natürliche Sprachbefehle hören, verstehen und darauf reagieren können. So werden Lagerroboter zu flexiblen, vielseitig begabten Assistenten”.

Die humanoiden Roboter sollen später in den Lieferwagen von Rivian mitfahren und die letzten Meter zum Kunden autonom übernehmen. Nach den aktuellen Plänen sollen diese Roboter in der Lage sein, aus den elektrischen Lieferwagen herauszuspringen und Pakete direkt an die Haustüren der Kunden zu liefern. Diese Konzeption könnte die Effizienz auf der sogenannten letzten Meile signifikant steigern, da ein Roboter theoretisch eine Adresse ansteuern könnte, während der menschliche Fahrer eine andere beliefert.

Strategische Partnerschaften und Fahrzeugintegration

Die Zusammenarbeit zwischen Amazon und Rivian stellt einen zentralen Baustein dieser Initiative dar. Amazon nutzt bereits über 20.000 elektrische Rivian-Lieferwagen in den USA und plant, diese Flotte bis Ende des Jahrzehnts auf 100.000 Fahrzeuge zu erweitern. Ein Rivian-Lieferfahrzeug ist bereits in den Tests im “Humanoid Park” im Einsatz, um die Integration der Roboter in die bestehende Lieferinfrastruktur zu erproben.

Die strategische Bedeutung dieser Partnerschaft geht über die reine Fahrzeugnutzung hinaus. Die Kombination aus elektrischen Lieferfahrzeugen und autonomen Robotern dürfte ein weiterer Baustein in Amazons Strategie sein, die Zustellung nachhaltiger zu gestalten und das Ziel der Netto-Null-Kohlenstoffemissionen bis 2040 zu erreichen. Diese Integration zeigt auch, wie traditionelle Logistikprozesse durch die Verschmelzung verschiedener Technologien revolutioniert werden können.

Erfahrungen aus der Lagerhaltung

Amazon verfügt bereits über umfangreiche Erfahrung mit Robotik in kontrollierten Umgebungen. Das Unternehmen setzt über 750.000 Roboter in seinen Lagerhallen ein, die jedoch in geschlossenen, genau geplanten Umgebungen arbeiten. Seit 2023 testet Amazon auch humanoide Roboter in seinen Lagern, insbesondere das Modell Digit von Agility Robotics, das beim Heben und Bewegen von Behältern hilft. Diese Erfahrungen bilden die Grundlage für den nächsten Schritt: den Übergang von kontrollierten Lagerumgebungen in die unvorhersehbare reale Welt.

Der Schritt von der kontrollierten Umgebung eines Lagers in den unvorhersehbaren öffentlichen Raum stellt jedoch eine gänzlich neue Herausforderung dar. Wetterbedingungen, unebene Gehwege oder die Interaktion mit unvorhersehbaren Elementen wie spielenden Kindern und Haustieren sind nur einige der Variablen, mit denen humanoide Roboter umgehen müssen.

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Technische Herausforderungen und Limitationen

Trotz der vielversprechenden Ansätze stehen humanoide Roboter vor erheblichen technischen Herausforderungen. Aaron Saunders, CTO von Boston Dynamics, weist darauf hin, dass die menschliche Form nicht immer die ideale Lösung für bestimmte Aufgaben ist. Er argumentiert: “Humanoide sind nicht unbedingt der beste Formfaktor für alle Aufgaben… Nur, weil Menschen Kisten bewegen können, heißt das nicht, dass wir der beste Formfaktor für diese Aufgabe sind”.

Die aktuellen technischen Limitationen umfassen mehrere kritische Bereiche. Die Batterielaufzeit stellt ein besonders gravierendes Problem dar, da die Roboter typischerweise nur 2-3 Stunden operieren können, bevor sie eine ebenso lange Ladezeit benötigen. Dies führt zu einer Ausfallzeit von über 50 Prozent, was die praktische Anwendbarkeit erheblich einschränkt. Zusätzlich sind die Anschaffungskosten mit oft über 100.000 US-Dollar pro Einheit noch prohibitiv hoch, obwohl Prognosen eine Kostenreduktion auf etwa 20.000 US-Dollar pro Einheit voraussagen.

Sicherheitsaspekte und regulatorische Herausforderungen

Die Einführung humanoider Roboter in öffentliche Räume wirft auch wichtige Sicherheits- und regulatorische Fragen auf. Expert:innen weisen darauf hin, dass humanoiden Robotern trotz Fortschritten bei der KI oft noch der sprichwörtliche “gesunde Menschenverstand” für unvorhergesehene Situationen fehlt. Die Gewährleistung der Sicherheit im direkten Umfeld von Menschen bleibt ein ungelöstes Problem.

Darüber hinaus mangelt es beispielsweise noch an spezifischen Sicherheitsstandards und Genehmigungsverfahren für autonom agierende humanoide Roboter im Alltag. Diese regulatorischen Unsicherheiten könnten die Implementierung verzögern und erfordern eine enge Zusammenarbeit zwischen Unternehmen und Behörden zur Entwicklung angemessener Richtlinien.

Marktentwicklung und Branchentrends

Die Entwicklung humanoider Roboter in der Logistik ist Teil eines größeren Branchentrends. IDTechEx prognostiziert, dass die Logistik- und Lagerhaltungsbranche der zweitgrößte Anwender von humanoiden Robotern sein wird, dicht gefolgt von der Industrie. Angesichts des akuten Arbeitskräftemangels und der zunehmenden Komplexität der Abläufe setzen Lagerbetreiber auf Humanoide als vielversprechende Lösung.

Mehrere Branchenriesen, darunter BYD und Tesla, haben bereits Pläne angekündigt, den Einsatz humanoider Roboter im nächsten Jahr zu verzehnfachen. Diese aggressive Skalierung wird voraussichtlich die Kosten erheblich senken und die Akzeptanz in den Fabriken beschleunigen. Bis zum Jahr 2035 wird erwartet, dass etwa 1,6 Millionen humanoide Roboter in der Automobilbranche eingesetzt werden.

Wirtschaftliche Auswirkungen und Arbeitsplätze

Die Einführung humanoider Roboter in die Paketzustellung könnte weitreichende wirtschaftliche Auswirkungen haben. Für Amazon bedeutet dies potenzielle Kostenreduktionen und Effizienzsteigerungen, insbesondere wenn die Roboter die Lieferzeiten verkürzen können. Selbst wenn ein menschlicher Fahrer am Steuer sitzt, könnte ein Roboter theoretisch die Lieferzeiten verkürzen, indem er eine Adresse ansteuert, während der menschliche Mitarbeiter eine andere beliefert.

Gleichzeitig stellen diese technologischen Fortschritte für die zahlreichen Beschäftigten in der Transportbranche eine existenzielle Bedrohung dar. Sollte Amazons Experiment erfolgreich sein, könnte eine Zukunft ohne menschliches Zustellen durchaus möglich werden, insbesondere da Amazon über seine Tochtergesellschaft Zoox massiv in selbstfahrende Technologien investiert. Die Geschäftsführerin von Agility Robotics, Peggy Johnson, beschreibt bereits eine Vision, in der Mitarbeiter zu “Roboter-Managern” werden und manuelle Aufgaben an Maschinen delegieren.

Zukunftsperspektiven und Implementierungsstrategien

Die zukünftige Entwicklung hängt stark von den Ergebnissen der aktuellen Testphasen ab. Nach den Erprobungen im “Humanoid Park” sind bereits “Exkursionen” in die reale Welt angedacht, die einen entscheidenden Schritt zur Etablierung der Technologie darstellen würden. Professor Subramanian Ramamoorthy von der Universität Edinburgh betont, dass Amazon über ein angesehenes Robotik-Team verfügt und der Fokus auf die “letzte Meile” der Lieferung keine Überraschung sei.

Die Herausforderung besteht jedoch darin, eine zuverlässige Leistung außerhalb stark eingeschränkter Umgebungen wie dem “humanoiden Park” zu erreichen. Ramamoorthy weist darauf hin, dass die Aufgabe erheblich einfacher wäre, wenn Amazon den Umfang einschränkt, indem es relativ klare Einfahrten und standardisierte Layouts von Türen und Umgebungen verwendet. Mit zunehmender Komplexität und Variabilität der Umgebungen, in denen auch andere Faktoren wie Haustiere und kleine Kinder ins Spiel kommen, werden die Probleme jedoch schwieriger.

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Langfristige Marktauswirkungen

Die Entwicklung bei Amazon könnte einen Dominoeffekt in der gesamten Logistikbranche auslösen. Wenn die Tests erfolgreich verlaufen, könnten andere große Logistikunternehmen unter Druck geraten, ähnliche Technologien zu implementieren, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Dies könnte zu einer beschleunigten Entwicklung und Kostenreduktion bei humanoiden Robotern führen, was wiederum ihre Verbreitung in anderen Branchen fördern würde.

Die Kombination aus humanoiden Robotern, intelligenter Lieferplanung und neuer Bildanalyse-Technik zeigt, wie ernst es Amazon mit dem nächsten Evolutionsschritt ist. Die humanoiden Roboter sind dabei nur ein Baustein, aber einer mit großer Symbolkraft: Ein Lieferbote aus Stahl und Software, der selbstständig Pakete bringt – eine Vision, die Realität werden könnte.

Amazons Humanoid Park testet KI-Roboter für die Zukunft der Paketzustellung

Amazons Testprogramm für humanoide Roboter in Zusammenarbeit mit Rivian markiert einen bedeutsamen Wendepunkt in der Evolution der Logistikbranche. Die Initiative verdeutlicht den Übergang von traditionellen, zweckgebundenen Automatisierungslösungen zu flexibleren, KI-gesteuerten Systemen, die in der Lage sind, komplexe Aufgaben in unvorhersehbaren Umgebungen zu bewältigen. Mit dem “Humanoid Park” als Testumgebung und der Integration in Rivians elektrische Lieferflotte demonstriert Amazon eine systematische Herangehensweise an die Revolutionierung der letzten Meile.

Trotz der vielversprechenden Ansätze bleiben erhebliche technische, wirtschaftliche und regulatorische Herausforderungen bestehen. Die limitierte Batterielaufzeit, hohe Anschaffungskosten und das Fehlen angemessener Sicherheitsstandards sind nur einige der Hindernisse, die überwunden werden müssen. Gleichzeitig werfen diese Entwicklungen wichtige Fragen zur Zukunft der Arbeit in der Logistikbranche auf, da Millionen von Beschäftigten im Transportsektor von diesen technologischen Fortschritten betroffen sein könnten.

Die strategische Bedeutung dieser Initiative geht über Amazon hinaus und könnte einen Wandel in der gesamten Branche katalysieren. Ob und wann humanoide Roboter flächendeckend Pakete ausliefern werden, bleibt offen, doch die aktuellen Entwicklungen zeigen, dass die Technologie an einem kritischen Wendepunkt steht. Die Kombination aus Amazons Innovationskraft, Rivians Elektrofahrzeug-Expertise und den rasanten Fortschritten in der KI-Technologie schafft die Voraussetzungen für eine potenzielle Transformation der Paketzustellung, die das Gesicht der Logistikbranche dauerhaft verändern könnte.

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