Was sie für die Zukunft der Intralogistik bedeuten können
Ob es nun letztendlich ein Aprilscherz gewesen ist oder nicht – Amazons Ankündigung eines sogenannten Dash Buttons, mit dem Konsumenten noch einfacher Ware (selbstredend nur bei Amazon) bestellen können, erzeugte in den Medien ein gehöriges Echo.
Die Idee dahinter klingt ganz simpel, ist dafür aber umso effektiver. Bei dem Button handelt es sich um ein etwa daumengroßes Plastikgehäuse mit einem großen Knopf, das optisch an eine Türklingel erinnert. An der Rückseite verfügt das Gerät über einen Klebestreifen zur Befestigung. Über einen im Gehäuse installierten Sender kann das System per hauseigenem WLAN Kontakt zur Amazon-App auf dem Smartphone des Nutzers aufnehmen. Wird nun auf den Knopf gedrückt, wird eine Bestellung des Produkts in den Amazon-Warenkorb aufgenommen.
Damit nicht aus Versehen falsche Bestellungen ausgelöst werden, wird der Knopf nach einmaligen Drücken – quasi als integrierte Kindersicherung – gesperrt. Eine weitere Order ist erst möglich, nachdem die Ware beim Kunde angeliefert wurde. Zusätzlich muss jeder Kauf in der App zuerst bestätigt werden, bevor die Order abgeschlossen wird.
Direkte Vernetzung zum Kunden als Ziel
Amazon hat bereits eine Reihe von Kooperationen mit Haushaltsprodukteherstellern abgeschlossen und den Button mit entsprechenden Markenlogos gekennzeichnet. Vom Nutzer wird der Dash Button dann an den Stellen, an denen die Haushaltswaren benötigt werden – beispielsweise im Badezimmer oder der Küche – angebracht.
Noch sind die jeweiligen Amazon-Buttons an vordefinierte Produkte gebunden. Der Nutzer wäre somit gezwungen, in seiner Wohnung eine Vielzahl der nicht sehr ansehnlichen Knöpfe zu installieren. Es ist aber abzusehen, dass den einzelnen Einheiten in naher Zukunft weitere Funktionen wie etwa die individuelle Speicherung zusätzlicher Produkte und Services über die Amazon-App zugewiesen werden.
Die dahinter stehende Idee ist alles andere als neu. So arbeiten diverse Hersteller bereits seit Jahren an ähnlichen Bestellbuttons, die jedoch im Gegensatz zu Amazons Ansatz direkt in den Geräten integriert sind. Drucker, die über einen integrierten Bestellknopf für die permanente Nachlieferung an Tintenpatronen sorgen oder Kaffeemaschinen, die selbstständig Pads ordern, wenn der Vorrat zur Neige geht, sind von daher nichts Neues.
Wenn allerdings ein Branchenschwergewicht wie Amazon sich des Themas annimmt, bekommt es eine ganz andere Dynamik und Dimension; ist mit dem Modell doch prinzipiell die Bestellung vielfältigster Gebrauchs- und Konsumgüter möglich.
Das Ziel von Amazon ist klar: Die Vernetzung und Integration des Shop-Giganten in unser alltägliches Leben soll weiter vorangetrieben werden und Amazon somit zum unverzichtbaren Partner auch beim Einkauf von Produkten des täglichen Bedarfs werden – eine Stellung, die momentan zumeist noch von Supermärkten und dem standortgestützten Einzelhandel gehalten wird.
Lösungen auch für Unternehmen
Und der Markt scheint grenzenlos, denn auch in der Industrie herrscht großer Bedarf an automatisierten Bedarfsmeldesystemen, die selbstständig den zur Neige gehenden Vorrat an Ersatzteilen oder Artikeln registrieren und nachbestellen. Eine Reihe von Herstellern bietet hier Lösungen an, bei denen beispielsweise mit Hilfe von Waagen, Wippen oder Lichtimpulsen geprüft wird, ob ein Behälter mit Teilen ein vordefiniertes Gewicht oder Volumen unterschreitet, was von der Software als Anzeichen für die anstehende Nachbestellung gedeutet wird. Eine manuelle Prüfung der Füllstände durch das Personal fällt somit weg. Dazu können die äußerst präzise kalibrierbaren Messgeräte unter Umständen den arbeitsintensive Zählvorgang einer Lagerinventur gleich mit erledigen.
Auswirkungen auf die Intralogistik
Bestellung des Wunschartikels per bloßem Knopfdruck, Lieferung am gleichen Tag – was sich bis vor kurzem wie ein Traum eingefleischter E-Commerce-Kunden anhörte, wird rasend schnell Realität.
Um jedoch den schier unüberschaubaren Strom an Waren effizient bewältigen zu können, ist ein ausgeklügeltes Intralogistikkonzept auf Seiten der Anbieter unerlässlich. Besonders beim Thema Same Day Delivery kommt es neben einer effektiven Software, die die Bestelleingänge rasch abarbeitet, darauf an, die Waren im Lager unverzüglich zu kommissionieren und zu versenden. Geografisch werden hier neben großen Zentrallagern vor allem viele über das Land verteilte Pufferlager gefragt sein, damit das mittags georderte Kleid zur Dinnerparty am Abend auch wirklich bei der Kundin ist.
Manche sehen schon – gerade bei Gebrauchsartikeln wie Waschpulver oder Toilettenpapier – mobile Einheiten, die permanent auf Achse sind und bei Eingang der Bestellung sofort zum Kunden fahren, um die Ware auszuliefern. Sicher ein Weg, der besonders im Hinblick auf das sowieso oftmals überlastete Straßennetz zu hitzigen Diskussionen führen würde.
Umso mehr kommt einer reibungslos funktionierenden Lagerlogistikkette entscheidende Bedeutung zu. Bei den vielen über das Land verstreuten Lagereinrichtungen wird es sich aus Kostengesichtspunkten meist um kleinere Einheiten handeln, in denen jedoch eine große Artikelvielfalt an A und B-Produkten vorgehalten werden muss. Herkömmliche Regallager sind hier aufgrund ihres relativ hohen Platzbedarfs und der vergleichsweise langsamen Kommissionierung nicht die optimale Lösung. Stattdessen könnten automatisierte Lager- und Bereitstellungssysteme wie Horizontalkarusselle oder Lagerpaternoster zum Einsatz kommen, welche mehrere hundert Picks pro Stunde erlauben und von relativ kleinen Teams betreut werden können. Die nach dem Prinzip Ware zur Person arbeitenden Geräte gewährleisten dem Personal darüber hinaus eine gute Ergonomie am Arbeitsplatz und erlauben schnelles, sicheres kommissionieren an den Entnahmeplätzen.
Und genau dies, eine präzise und schnelle Auftragsbearbeitung benötigen die Händler, um den eigenen Versandversprechungen gerecht zu werden und zugleich die hochgesteckten Erwartungen ihrer Kunden zu erfüllen.