Veröffentlicht am: 28. Juni 2025 / Update vom: 28. Juni 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
China unter Druck: Grenzen des Exportmodells der zweitgrößten Volkswirtschaft und die Herausforderungen der Transformation – Bild: Xpert.Digital
China als Warnsignal: Strukturelle Herausforderungen stoppen exportorientiertes Wachstum
Strategische Wende überfällig: Exportabhängigkeit wird zur wirtschaftlichen Belastung
Ein vorwiegend exportorientiertes Wachstum stößt früher oder später an seine Grenzen. Der Blick nach China bestätigt diese Einschätzung und verdeutlicht die Notwendigkeit einer strategischen Neuausrichtung. Allerdings ist die aktuelle Situation des Landes von komplexen strukturellen Herausforderungen geprägt, die eine erfolgreiche Transformation erschweren.
Passend dazu:
Die Grenzen des Exportmodells
China hat sein Wachstumsmodell jahrzehntelang auf Exporte aufgebaut und sich zur “Werkbank der Welt” entwickelt. Allerdings ist das Land inzwischen stark exportabhängig geworden: 2024 steuerte allein der Export 1,5 Prozentpunkte zum gesamten Wirtschaftswachstum bei, was bedeutet, dass 30 Prozent des Wachstums durch externe Nachfrage entstehen. Diese Abhängigkeit war zuletzt in den 1990er Jahren so hoch.
Das exportorientierte Modell stößt aus mehreren Gründen an seine Grenzen:
- Nachfrageseitige Begrenzungen: Als große Volkswirtschaft ist China auf die Aufnahmefähigkeit des globalen Marktes angewiesen, die bei vielen Produkten weitgehend ausgeschöpft ist
- Steigende Lohnkosten: Die zunehmende Knappheit an Arbeitskräften hat die Löhne deutlich erhöht und Chinas Kostenvorteile verringert
- Handelskonflikte: Internationale Zölle und protektionistische Maßnahmen bedrohen wichtige Absatzmärkte
Überinvestitionen und strukturelle Probleme
China kämpft mit erheblichen Überkapazitäten und Überproduktion, besonders in staatlich geförderten Zukunftsbranchen. Die Zahlen sind dramatisch: Chinas E-Auto-Produktionskapazität soll bis 2025 auf 36 Millionen Fahrzeuge steigen, während nur 14 Millionen Verkäufe prognostiziert werden – ein Überschuss von 20 Millionen Einheiten.
Die strukturellen Herausforderungen umfassen:
- Schwacher Binnenkonsum: Menschen konsumieren zurückhaltend und sparen verstärkt
- Immobilienkrise: Viele bezahlen Kredite vorfristig ab, um Überschuldung zu vermeiden
- Deflationsdruck: Anhaltende deflationäre Tendenzen belasten die Wirtschaft
- Hohe Verschuldung: Regionalregierungen sind mit etwa 80 Prozent des BIP verschuldet
Ansätze zur Stärkung des Binnenmarkts
Die chinesische Regierung hat die Dringlichkeit erkannt und einen 30-Punkte-Plan zur Stärkung des Binnenkonsums veröffentlicht. Erstmals seit Xi Jinpings Amtsantritt wurde der Konsum zur obersten Priorität der Wirtschaftspolitik erklärt. Die geplanten Maßnahmen umfassen:
- Erhöhung der Renten und bessere medizinische Leistungen
- Subventionierte Kinderbetreuung und höhere Sozialversicherungsleistungen
- Stärkung des Vertrauens privater Wirtschaftstreibender
- Stabilisierung der Aktien- und Immobilienmärkte
Jedoch liegt ein Kernproblem darin, dass die Umsetzung bei hochverschuldeten lokalen Regierungen liegt. Der Konsum macht in China nur 54-56 Prozent der Wirtschaftsleistung aus, verglichen mit deutlich höheren Anteilen in entwickelten Volkswirtschaften.
Passend dazu:
- Die Wirtschaftslage im globalen Maschinenbau: Eine umfassende Analyse – u.a. Deutschland, EU, USA und China
Chinas Ambitionen zur globalen Marktführerschaft
Automobilbereich
China hat bereits beeindruckende Fortschritte im Automobilsektor erzielt. BYD ist Weltmarktführer bei Elektroautos geworden und hat im April 2025 erstmals in Europa mehr E-Autos verkauft als Tesla. Die Transformation von einem “Nobody” zum E-Auto-Weltmarktführer in nur 10 Jahren gilt als “industriepolitische Meisterleistung”.
Erneuerbare Energien
Im Bereich der erneuerbaren Energien hat China eine dominante Position erreicht:
- 64 Prozent der weltweit im Bau befindlichen Solar- und Windenergiekapazitäten
- Installierte Leistung soll bis 2030 etwa 3,3 TW erreichen
- Exportweltmeister für Solartechnologie
KI und Robotik
China verfolgt das ambitionierte Ziel, bis 2030 weltweit führend in KI-Technologien zu werden. Die Strategie umfasst:
- Massive staatliche Investitionen in Forschung und Entwicklung
- Förderung von Start-ups und Übernahme westlicher Technologieunternehmen
- Schwerpunkt auf humanoide Roboter, autonome Fahrzeuge und industrielle KI-Anwendungen
Bis 2023 stieg China zur führenden KI-Forschungsnation auf, mit neun der zehn produktivsten Forschungseinrichtungen weltweit.
Passend dazu:
- Soziale Stabilität über alles: China stützt Verlust-Unternehmen und die Kosten politischer Prioritäten
Realistische Erfolgsaussichten
Die Einschätzung der Erfolgsaussichten fällt gemischt aus:
Positive Faktoren
- China hat bei der Implementierung industrieller Transformation bereits Erfolge gezeigt
- Das Land verfügt über massive staatliche Ressourcen und Steuerungsfähigkeiten
- In mehreren Zukunftsbranchen sind bereits Weltmarktführerpositionen erreicht worden
Herausforderungen und Risiken
Experten warnen vor langfristigen strukturellen Problemen:
- Ein angesehener chinesischer Ökonom warnt vor einem “langfristigen Abschwung der Wirtschaft”
- Die hohe Exportabhängigkeit macht China verwundbar gegenüber internationalen Handelskonflikten
- Überkapazitäten in Schlüsselbranchen führen zu Preiskämpfen und Ineffizienzen
Zeitrahmen und Realisierbarkeit
Die Transformation wird Zeit brauchen und teuer werden. Strukturelle Reformen zur Stärkung des Binnenkonsums erfordern:
- Ausbau des sozialen Netzes und Rentensystems
- Erhöhung der Lohnzuwächse und Einkommenstransfers
- Reduzierung der hohen Sparquote der Haushalte
Die Erkenntnis über die Grenzen des exportorientierten Modells macht eine strategische Neuausrichtung Chinas unumgänglich. Die Erfolgsaussichten dieser Transformation sind jedoch ambivalent: Während China in ausgewählten Technologiebereichen bereits zur Weltspitze aufgeschlossen hat, bleiben die strukturellen Herausforderungen beim Übergang zu einem konsumgetriebenen Wachstumsmodell beträchtlich.
Eine realistische Einschätzung zeigt, dass China seine Marktführerschaft in spezifischen Zukunftsbranchen voraussichtlich weiter ausbauen wird. Der grundlegende Wirtschaftswandel bleibt jedoch ein langwieriger Prozess mit ungewissem Ausgang. Entscheidend für den Erfolg wird sein, ob es gelingt, den Binnenkonsum nachhaltig zu stärken und die tieferliegenden strukturellen Ungleichgewichte zu korrigieren.
Passend dazu:
Ihr globaler Marketing und Business Development Partner
☑️ Unsere Geschäftssprache ist Englisch oder Deutsch
☑️ NEU: Schriftverkehr in Ihrer Landessprache!
Gerne stehe ich Ihnen und mein Team als persönlicher Berater zur Verfügung.
Sie können mit mir Kontakt aufnehmen, indem Sie hier das Kontaktformular ausfüllen oder rufen Sie mich einfach unter +49 89 89 674 804 (München) an. Meine E-Mail Adresse lautet: wolfenstein∂xpert.digital
Ich freue mich auf unser gemeinsames Projekt.