Veröffentlicht am: 11. Juni 2025 / Update vom: 11. Juni 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Geleakte Dokumente enthüllen Trumps ambitionierte KI-First-Strategie für die Bundesverwaltung
Durchgesickerte GitHub-Repositories zeigen Trumps geheime Pläne für regierungsweite KI-Integration
Die Trump-Regierung plant eine weitreichende Künstliche-Intelligenz-Initiative, die am 4. Juli 2025 starten soll und eine zentrale Plattform namens AI.gov als Herzstück der regierungsweiten KI-Integration etablieren würde. Diese ambitionierten Pläne wurden durch geleakte GitHub-Repositories und Staging-Websites öffentlich bekannt, bevor sie von der Regierung wieder entfernt wurden. Die Initiative steht unter der Leitung von Thomas Shedd, einem ehemaligen Tesla-Ingenieur und Verbündeten von Elon Musk, und zielt darauf ab, eine “KI-First-Strategie” in der gesamten Bundesverwaltung zu implementieren.
Entdeckung und Struktur der geleakten Pläne
GitHub-Repository und Staging-Website
Die Existenz der geplanten AI.gov-Initiative wurde durch ein kurzzeitig öffentlich zugängliches GitHub-Repository der US General Services Administration (GSA) bekannt. Das Repository verschwand von GitHub, nachdem Medienvertreter Fragen dazu gestellt hatten, jedoch bleiben archivierte Versionen verfügbar. Die Technology Transformation Services (TTS) der GSA arbeiten an dieser AI.gov-Website, die als zentrale Anlaufstelle für Regierungsbehörden dienen soll, um KI in ihre Abläufe zu integrieren.
Eine frühe Version der Website, die über GitHub gehostet wurde, offenbarte Details über das Projekt, bevor auch diese entfernt wurde. Die Staging-Website zeigte den geplanten Starttermin am 4. Juli sowie die Mission “Accelerate government innovation with AI” (Beschleunigung der Regierungsinnovation mit KI). Diese symbolische Wahl des Unabhängigkeitstages als Startdatum unterstreicht die nationale Bedeutung, die die Trump-Administration dieser Initiative beimisst.
Drei-Komponenten-System
Die geplante AI.gov-Plattform besteht aus drei Hauptkomponenten, die zusammen ein umfassendes KI-Ökosystem für die Bundesverwaltung bilden sollen. Ein Chatbot soll verschiedene Funktionen übernehmen, wobei die genauen Einsatzbereiche noch nicht vollständig definiert sind. Diese KI-Chat-Assistentin soll Bürgern und Regierungsangestellten bei verschiedenen Anfragen helfen und möglicherweise den direkten Kontakt zu Behörden reduzieren.
Die zweite Komponente ist eine “All-in-One-API”, die es Behörden ermöglichen würde, ihre Systeme mit Modellen von OpenAI, Google und Anthropic zu verbinden. Code-Dokumentationen zeigen jedoch, dass auch Integrationen mit Amazon Web Services’ Bedrock und Meta’s LLaMA geplant sind. Diese API-Strategie würde Bundesbehörden Zugang zu den führenden KI-Modellen der Privatwirtschaft verschaffen, ohne dass jede Behörde separate Verträge aushandeln müsste.
Das dritte Element trägt den Namen “Console” und wird als bahnbrechendes Analysewerkzeug für behördenweite Implementierungen beschrieben. Dieses Tool soll es Behörden ermöglichen, die KI-Nutzung in Echtzeit zu überwachen und zu sehen, welche Tools Mitarbeiter bevorzugen. Die Überwachungsfunktion wirft jedoch Fragen zum Datenschutz und zur Mitarbeiterüberwachung auf.
Führung und strategische Vision
Thomas Shedd als treibende Kraft
Thomas Shedd, der Ende Januar 2025 die Leitung der TTS übernahm, ist die zentrale Figur hinter dieser Initiative. Als ehemaliger Tesla-Manager bringt er Erfahrungen als Softwareingenieur mit und wird als Verbündeter von Elon Musk bezeichnet. Shedd hat seine Vision deutlich kommuniziert: Er möchte die GSA wie ein Software-Start-up führen und eine regierungsweite, KI-First-Strategie zur Automatisierung vieler Aufgaben umsetzen, die derzeit von Bundesangestellten erledigt werden.
In geleakten Audiomitschnitten von Meetings erläuterte Shedd seine Pläne für “AI coding agents”, die für alle Behörden verfügbar gemacht werden sollen. Seine Strategie umfasst die Entwicklung von KI-Tools zur Betrugserkennung, zur Überprüfung von Regierungsverträgen und zur Erstellung einer zentralisierten Plattform für die Vertragsanalyse. Diese Automatisierungspläne sind jedoch nicht unumstritten, da Cybersicherheitsexperten warnen, dass die Automatisierung der Regierung nicht mit der Automatisierung eines selbstfahrenden Autos vergleichbar sei.
Verbindung zu Elon Musks DOGE
Die AI.gov-Initiative steht in direktem Zusammenhang mit Elon Musks Department of Government Efficiency (DOGE), das die Integration von KI in normale Regierungsfunktionen zu einer seiner Prioritäten gemacht hat. Shedd wird als enger Verbündeter von Musk beschrieben, und seine Vision spiegelt DOGEs Ziele wider, Regierungsabläufe zu rationalisieren und zu automatisieren. Diese Verbindung wirft jedoch auch Fragen zu Interessenkonflikten auf, insbesondere angesichts von Berichten, dass DOGEs Team Musks eigenen KI-Chatbot Grok in Regierungsbehörden einzusetzen versucht.
DOGE-Mitarbeiter haben angeblich Beamte des Department of Homeland Security gedrängt, Grok zu verwenden, obwohl es nicht für die Nutzung in der Behörde genehmigt war. Diese Praktiken könnten Interessenkonfliktgesetze verletzen und sensible Informationen über Millionen von Amerikanern gefährden. Experten warnen vor einem möglichen unfairen Wettbewerbsvorteil für Musks xAI gegenüber anderen KI-Dienstleistern durch die Nutzung von Grok in der Bundesregierung.
Technische Implementierung und Sicherheitsaspekte
FedRAMP-Zertifizierung und Sicherheitsstandards
Die Staging-Website deutet darauf hin, dass die GSA mit FedRAMP-zertifizierten Anbietern zusammenarbeitet. FedRAMP (Federal Risk and Authorization Management Program) ist ein Regierungsprogramm, das standardisierte Ansätze für die Sicherheitsbewertung, Autorisierung und kontinuierliche Überwachung von Cloud-Produkten und -Dienstleistungen bietet. Die meisten in der API-Dokumentation aufgeführten Modelle sind bekanntermaßen FedRAMP-zertifiziert für den Regierungsgebrauch. Allerdings wurde festgestellt, dass ein Modell des Unternehmens Cohere in der API-Dokumentation erscheint, ohne dass Cohere eine FedRAMP-Zertifizierung zu haben scheint.
Die GitHub-Dokumentation zeigt auch, dass die Website Model-Rankings veröffentlichen wird, obwohl die Kriterien für diese Bewertungen nicht ersichtlich waren. Diese Ranking-Funktion könnte erheblichen Einfluss auf die Auswahl von KI-Anbietern durch Regierungsbehörden haben und wirft Fragen zur Transparenz und Fairness des Bewertungsprozesses auf.
Datenschutz- und Sicherheitsbedenken
Experten haben erhebliche Bedenken hinsichtlich der weit verbreiteten Einführung von KI-Systemen in der Regierung geäußert, da diese Systeme vertrauliche Daten und persönlich identifizierbare Informationen über Bürger verarbeiten könnten. Die schnelle Implementierung einer KI-First-Strategie ohne angemessene Sicherheitsvorkehrungen könnte erhebliche Sicherheitsrisiken schaffen. Diese Sorgen werden durch Berichte über DOGEs Zugang zu stark geschützten Bundesbanken verstärkt, die persönliche Informationen über Millionen von Amerikanern enthalten.
Besonders beunruhigend sind Berichte, dass DOGE-Mitarbeiter versucht haben, Zugang zu E-Mails von DHS-Mitarbeitern zu erhalten und Mitarbeiter angewiesen haben, KI zu trainieren, um Kommunikation zu identifizieren, die darauf hindeutet, dass ein Mitarbeiter nicht “loyal” zu Trumps politischer Agenda ist. Eine Gruppe von etwa einem Dutzend Arbeitern in einer Behörde des Verteidigungsministeriums wurde in den letzten Wochen von einem Vorgesetzten darüber informiert, dass ein algorithmisches Tool einige ihrer Computeraktivitäten überwacht.
Politischer und regulatorischer Kontext
Aufhebung von Biden-Regulierungen
Die AI.gov-Initiative steht im Kontext einer breiteren Deregulierungsstrategie der Trump-Administration im Bereich der Künstlichen Intelligenz. Trump hob bereits ein Dekret seines Vorgängers Joe Biden zur Regulierung von Künstlicher Intelligenz auf. Bidens Anordnung aus dem Jahr 2023 zielte darauf ab, KI-Risiken zu mindern, indem sie Entwickler zur Offenlegung von Daten verpflichtete. Die Trump-Administration verfolgt stattdessen einen “innovationsfreundlichen Ansatz”, der diese Technologie nutzt, um die Zukunft der Regierungsoperationen zu beeinflussen.
Das Office of Management and Budget wies Regierungsbehörden an, grundlegende Risikomanagement-Protokolle für bedeutende KI-Anwendungen zu übernehmen und in den kommenden Monaten eine Richtlinie für generative KI zu erstellen. Diese Anweisung hebt zwei Direktiven der Biden-Administration auf: eine, die Behörden verpflichtete, Schutzmaßnahmen für individuelle Rechte zu implementieren und Transparenz zu gewährleisten, und eine andere, die darauf abzielte, Beschränkungen für KI-Akquisitionen zu verhängen.
Widerstand auf bundesstaatlicher Ebene
Trotz der bundesweiten Deregulierungsbemühungen formiert sich Widerstand auf bundesstaatlicher Ebene. Staatsanwälte aus 40 US-Bundesstaaten haben den Kongress aufgerufen, eine Gesetzesänderung zu verhindern, die den Bundesstaaten für zehn Jahre jegliche Regulierung von Künstlicher Intelligenz untersagen würde. In einem gemeinsamen Brief warnten sie, dass “die Folgen eines so weitreichenden Moratoriums beträchtlich wären und sinnvolle Versuche, bekannte Schäden in Zusammenhang mit KI zu verhindern, völlig zunichte machen” würden.
Die Staatsanwälte argumentieren, dass diese Maßnahme “hunderte bestehende und geplante Gesetze betreffen” würde, die zum Schutz vor KI-generierter Pornografie, Deepfakes zur Desinformation und Spam-Anrufen entwickelt wurden. Diese Regelungen seien über Jahre durch sorgfältige Überlegungen und unter Einbeziehung zahlreicher Akteure wie Verbrauchern, Industrie und Anwälten entwickelt worden.
Sicherheitspannen und Kommunikationsprobleme
Der Signal-Chat-Vorfall
Parallel zu den KI-Initiativen sorgte eine mutmaßliche Kommunikationspanne der Trump-Regierung für Aufruhr. Jeffrey Goldberg, Chefredakteur von “The Atlantic”, berichtete, versehentlich in eine Gruppenunterhaltung führender Regierungsvertreter über die Messenger-App Signal eingeladen worden zu sein. In dem Geheim-Chat soll es um einen bevorstehenden Angriff auf die Huthi-Miliz im Jemen gegangen sein.
Ein Sprecher des Nationalen Sicherheitsrates bestätigte nach der Veröffentlichung, dass der Chatverlauf höchstwahrscheinlich authentisch sei und kündigte eine interne Prüfung an. Verteidigungsminister Pete Hegseth, der als Teilnehmer der Unterhaltung genannt wurde, dementierte den Bericht später, woraufhin Goldberg ihn bei CNN der Lüge bezichtigte.
Diese Panne illustriert die Herausforderungen beim Umgang mit sensiblen Informationen in der neuen Regierung und wirft Fragen zur Informationssicherheit auf, die besonders relevant sind, da die Administration gleichzeitig eine umfassende KI-Integration plant. Demokratische Politiker kritisierten das Verhalten als “amateurhaft” und als eine der “unglaublichsten Verletzungen” militärischer Geheimnisse.
Geleakte AI.gov-Pläne enthüllen Trumps ambitionierte Digitalisierungsstrategie für Regierung
Die geleakten Pläne für die AI.gov-Initiative offenbaren das Ausmaß der Trump-Administrations Ambitionen zur KI-Integration in der Bundesregierung. Während die Initiative das Potenzial hat, Regierungsdienstleistungen zu modernisieren und Effizienz zu steigern, werfen die hastige Implementierung, die Verbindungen zu privaten Interessen und die mangelnde Transparenz erhebliche Bedenken auf. Die für den 4. Juli geplante Einführung wird ein wichtiger Test dafür sein, ob die Regierung ihre ehrgeizigen KI-Ziele verwirklichen kann, ohne die Sicherheit und den Datenschutz der Bürger zu gefährden.
Die Initiative steht exemplarisch für den breiteren Ansatz der Trump-Administration zur Technologiepolitik: schnelle Innovation und Deregulierung stehen im Vordergrund, während traditionelle Sicherheitsvorkehrungen und Aufsichtsmechanismen reduziert werden. Ob dieser Ansatz letztendlich erfolgreich sein wird, bleibt abzuwarten, aber die frühen Anzeichen deuten auf erhebliche Herausforderungen bei der Umsetzung hin.
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