Veröffentlicht am: 2. Juni 2025 / Update vom: 2. Juni 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Projekt Magnolia: McKinsey-Personalabbau – Eine umfassende Analyse der größten Entlassungswelle in der Unternehmensgeschichte – Kreativbild: Xpert.Digital
Vom Boom zur Krise: McKinsey stellt sich dem Wandel
Restrukturierung bei McKinsey: Ein Wendepunkt in der Beratungsbranche
McKinsey & Company, die weltweit führende Unternehmensberatung, hat in den vergangenen 18 Monaten eine beispiellose Restrukturierung durchgeführt, die zu einem Personalabbau von mehr als 10 Prozent der globalen Belegschaft geführt hat. Diese Entwicklung markiert einen dramatischen Wendepunkt für das Unternehmen, das während der Corona-Pandemie ein rasantes Wachstum verzeichnet hatte. Ende 2023 beschäftigte McKinsey noch rund 45.000 Mitarbeiter weltweit, während die aktuelle Belegschaft auf etwa 40.000 Angestellte geschrumpft ist. Diese Reduzierung um etwa 5.000 Arbeitsplätze stellt die größte Entlassungswelle in der fast 100-jährigen Firmengeschichte dar und spiegelt die veränderten Marktbedingungen in der Beratungsbranche wider.
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Das “Projekt Magnolia”: Ursprung der Umstrukturierung
Strategische Neuausrichtung und erste Kürzungsrunde
Die systematische Personalreduzierung bei McKinsey begann im Jahr 2023 mit dem internen Restrukturierungsprogramm namens “Projekt Magnolia”. Diese Initiative zielte ursprünglich darauf ab, etwa 2.000 Stellen zu streichen, wobei der Fokus zunächst auf Support-Mitarbeitern lag, die keinen direkten Kundenkontakt haben. Die Namensgebung des Projekts nach der Magnolie, einer Pflanzengattung, die für ihre Eleganz und Robustheit bekannt ist, sollte symbolisch die Anpassungsfähigkeit und langfristige Vision des Unternehmens unterstreichen.
Das Verhältnis von Beratern zu Nicht-Beratern bei McKinsey lag bei eins zu eins, was im Vergleich zu anderen Unternehmen der Branche außergewöhnlich hoch war. Während andere Akteure des MBB-Trios (McKinsey, Boston Consulting Group, Bain) ein Verhältnis von eins zu drei aufweisen, kommen mittelgroße Beratungsgesellschaften oft mit einem Verhältnis von eins zu zehn aus. Diese strukturelle Besonderheit machte McKinsey besonders anfällig für Effizienzsteigerungen in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten.
Ausweitung der Kürzungen auf Kernbereiche
Was als gezielter Abbau von Backoffice-Positionen begann, entwickelte sich zu einer umfassenderen Restrukturierung. Neben den ursprünglich geplanten 1.400 Backoffice-Stellen wurden auch etwa 400 Fachkräfte aus den Bereichen Daten- und Softwaretechnik entlassen. Die Kürzungen betrafen nicht mehr nur administrative Bereiche, sondern griffen auch auf die Beraterebene über, wo der Druck auf weniger leistungsstarke Mitarbeiter spürbar erhöht wurde.
Die Führung von McKinsey hoffte, durch diese Maßnahmen den Vergütungspool für die Partner zu erhalten. Diese Strategie spiegelt die partnerschaftliche Struktur des Unternehmens wider, bei dem die mehr als 3.000 aktiven Partner als Eigentümer fungieren und direkt von der Profitabilität des Unternehmens betroffen sind.
Auswirkungen auf die Partnerstruktur und Beförderungspolitik
Drastische Reduzierung der Partnerbeförderungen
Parallel zum allgemeinen Personalabbau hat McKinsey auch seine Beförderungspolitik drastisch angepasst. Die Anzahl der jährlichen Partnerbeförderungen ist von über 400 im Jahr 2021 auf etwa 250 im Jahr 2023 und schließlich auf nur noch etwa 200 im Jahr 2024 gesunken. Diese Entwicklung stellt einen Rückgang von 50 Prozent gegenüber den Spitzenjahren dar und unterstreicht die veränderte Geschäftsstrategie des Unternehmens.
Für viele Mitarbeiter großer Beratungsunternehmen gilt die Beförderung zum Partner als Höhepunkt ihrer beruflichen Laufbahn und als Zeichen von Exzellenz und Hingabe. Die Reduzierung dieser Aufstiegsmöglichkeiten hat weitreichende Auswirkungen auf die Mitarbeitermotivation und die langfristige Bindung von Talenten an das Unternehmen. Als Partner erhalten Mitarbeiter nicht nur Mitspracherecht bei der strategischen Ausrichtung des Unternehmens, sondern bei einer Beförderung zum Equity-Partner auch einen direkten Anteil am Jahresgewinn.
Führungskrise und interne Spannungen
Die Umstrukturierungsmaßnahmen haben auch zu internen Spannungen geführt, die sich in der Führungsebene widerspiegeln. McKinsey-Chef Bob Sternfels scheiterte im ersten Wahlgang für eine zweite dreijährige Amtszeit als globaler Managing Partner, nachdem mehr als die Hälfte der 750 Senior Partner für andere Kandidaten gestimmt hatten. Diese ungewöhnliche Entwicklung wird direkt mit der kontroversen Umstrukturierung und dem verlangsamten Wachstum des Unternehmens in Verbindung gebracht.
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Marktdynamik und branchenweite Herausforderungen
Rückgang der Nachfrage nach Beratungsdienstleistungen
Die Personalreduzierung bei McKinsey erfolgt vor dem Hintergrund einer allgemeinen Abschwächung der Beratungsbranche. Nach einem pandemiebedingten Boom, der zu einem rasanten Personalaufbau führte, ist die Bereitschaft von Unternehmen, für professionelle Beratungsdienstleistungen zu zahlen, deutlich gesunken. Diese Marktveränderung zwingt nicht nur McKinsey, sondern die gesamte Branche zu Anpassungen.
McKinsey hatte sein Personal während der Pandemie um etwa zwei Drittel vergrößert, von rund 17.000 Mitarbeitern im Jahr 2012 über 28.000 im Jahr 2018 auf den Höchststand von 45.000 Ende 2023. Diese aggressive Expansionsstrategie erwies sich als nicht nachhaltig, als sich die Marktbedingungen wieder normalisierten. Das Unternehmen wuchs 2022 nur noch um fünf Prozent im Vergleich zu deutlich höheren Wachstumsraten in den Vorjahren.
Vergleich mit Wettbewerbern
Während McKinsey schrumpft, verfolgen andere große Beratungsunternehmen unterschiedliche Strategien. Die Boston Consulting Group (BCG) befindet sich weiterhin auf Expansionskurs und konnte ihren Umsatz um zehn Prozent auf 13,5 Milliarden US-Dollar steigern sowie ihre Personalstärke auf 33.000 Mitarbeiter ausbauen. Diese Divergenz in den Geschäftsstrategien zeigt, dass die Herausforderungen der Branche unterschiedlich bewältigt werden können.
Auch andere Unternehmen der “Big Four” (KPMG, EY, Deloitte, PricewaterhouseCoopers) haben Personalabbau vorgenommen, allerdings in geringerem Umfang. KPMG reduzierte als erstes der vier größten Wirtschaftsprüfungsunternehmen seine Belegschaft in den USA um zwei Prozent. Die Partnergehälter bei diesen Unternehmen sind durchweg gesunken, beispielsweise bei EY im Vereinigten Königreich um fünf Prozent.
Regionale Auswirkungen und deutsche Marktposition
Situation in Deutschland und Österreich
In Deutschland und Österreich unterhält McKinsey Büros in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt am Main, Hamburg, Köln, München, Stuttgart und Wien. Der Umsatz in Deutschland lag laut der Wissenschaftlichen Gesellschaft für Management und Beratung im Jahr 2021 bei mehr als einer Milliarde Euro. Trotz des globalen Personalabbaus gab sich das Schweizer Büro optimistisch und verwies auf eine starke Nachfrage insbesondere in den Bereichen Wachstums- und Performance-Transformationen sowie digitale Transformation.
Die Personalreduzierung in der Schweiz betraf laut der Zeitschrift “Bilanz” rund ein Dutzend Mitarbeiter im Jahr 2023. Diese relativ geringe Zahl deutet darauf hin, dass die deutschsprachigen Märkte weniger stark von den Kürzungen betroffen waren als andere Regionen. McKinsey Deutschland profitierte insbesondere von der steigenden Nachfrage nach KI-bezogenen Beratungsdienstleistungen.
Zukünftige Personalstrategie
Trotz des umfangreichen Personalabbaus betont McKinsey, dass das Unternehmen weiter wachse und “mehr und wirkungsvollere Arbeit als je zuvor” leiste. Das Unternehmen kündigte an, im kommenden Jahr “Tausende von neuen Beratern” begrüßen zu wollen. Diese scheinbar widersprüchliche Strategie deutet auf eine qualitative Neuausrichtung hin, bei der ineffiziente Strukturen abgebaut und gleichzeitig gezielt in wachstumsstarke Bereiche investiert wird.
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Kommunikationsstrategie und Transparenz
Zurückhaltende Informationspolitik
McKinsey hält sich mit der Veröffentlichung transparenter Zahlen zum aktuellen Stellenabbau auffallend zurück. Im jüngsten Nachhaltigkeitsbericht fehlen sowohl Angaben zum Umsatz als auch zur Mitarbeiterzahl für das Jahr 2024 – Informationen, die das Unternehmen in früheren Jahren noch transparent kommuniziert hatte. Diese Intransparenz steht im Kontrast zur traditionellen Offenheit des Unternehmens und könnte auf die Sensibilität der aktuellen Umstrukturierung hinweisen.
Die offizielle Kommunikation des Unternehmens beschränkt sich auf allgemeine Aussagen zur Neugestaltung der Arbeitsweise von Teams ohne direkten Kundenkontakt. Ein Unternehmenssprecher erklärte: “Wir sind dabei, die Arbeitsweise unserer Teams, die keinen direkten Kundenkontakt haben, zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt neu zu gestalten, damit diese Teams unsere Firma effektiv unterstützen und mit ihr wachsen können”.
Strukturelle Veränderungen der Beratungsbranche
Der massive Personalabbau bei McKinsey signalisiert eine strukturelle Veränderung in der Beratungsbranche. Nach Jahren des kontinuierlichen Wachstums müssen sich die Unternehmen an veränderte Marktbedingungen anpassen. Die Digitalisierung und der Einsatz künstlicher Intelligenz ermöglichen es, viele traditionelle Beratungsaufgaben effizienter zu erledigen, was den Bedarf an Personal in bestimmten Bereichen reduziert.
Die Erfahrungen von McKinsey könnten als Vorbild für andere Beratungsunternehmen dienen, die ähnliche Herausforderungen bewältigen müssen. Die Fokussierung auf Kernkompetenzen und die Reduzierung von Overhead-Kosten werden wahrscheinlich zu einem branchenweiten Trend. Gleichzeitig eröffnen sich neue Geschäftsfelder, insbesondere im Bereich der digitalen Transformation und Nachhaltigkeit, die qualifizierte Fachkräfte erfordern.
McKinsey und die Beratungsbranche am Scheideweg: Nachhaltige Neuausrichtung?
Die Personalreduzierung bei McKinsey um etwa 5.000 Mitarbeiter in den vergangenen 18 Monaten markiert einen Wendepunkt in der Geschichte des Unternehmens und der gesamten Beratungsbranche. Das “Projekt Magnolia” entwickelte sich von einer gezielten Effizienzsteigerung zu einer umfassenden Umstrukturierung, die alle Bereiche des Unternehmens betrifft. Die drastische Reduzierung der Partnerbeförderungen und die internen Führungskonflikte zeigen, dass die Veränderungen tiefgreifende Auswirkungen auf die Unternehmenskultur haben.
Während diese Maßnahmen kurzfristig zu Unsicherheit und Kritik führen, positioniert sich McKinsey für eine nachhaltigere Zukunft in einem sich wandelnden Marktumfeld. Die Fokussierung auf profitable Geschäftsbereiche und die Bereitschaft, ineffiziente Strukturen abzubauen, könnten langfristig die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens stärken. Die Entwicklung wird zeigen, ob diese radikale Neuausrichtung erfolgreich ist und als Modell für die gesamte Beratungsbranche dienen kann.
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