Veröffentlicht am: 1. Juni 2025 / Update vom: 2. Juni 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
120 MWp Solarpark Schornhof auf 144 Hektar: Wegweisender Großsolarpark ohne EEG-Förderung in Bayern – Kreativbild: Xpert.Digital
Solarpark Schornhof: Ein Meilenstein für die Energiewende ohne Subventionen
Innovative PPAs: Der Solarpark, der ohne staatliche Hilfe funktioniert
Der Solarpark Schornhof bei Ingolstadt markiert einen bedeutsamen Wendepunkt in der deutschen Solarbranche und demonstriert eindrucksvoll, dass großflächige Photovoltaikanlagen auch ohne staatliche Förderung wirtschaftlich betrieben werden können. Mit einer installierten Leistung von 120 Megwattpeak (MWp) und einer Fläche von 144 Hektar etabliert sich die Anlage als eine der größten zusammenhängenden Photovoltaik-Freiflächenanlagen in Süddeutschland. Das Projekt, das von der Ingolstädter Firma Anumar entwickelt und betrieben wird, zeichnet sich durch innovative Finanzierungsstrukturen aus, die überwiegend auf langfristige Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreements, PPAs) mit dem norwegischen Energiekonzern Statkraft setzen. Diese Konstellation beweist nicht nur die Marktfähigkeit von Solarstrom in Deutschland, sondern zeigt auch neue Wege für die Energiewende auf, die weniger abhängig von staatlichen Subventionen sind.
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Technische Charakteristika und Infrastruktur
Anlagenauslegung und Dimensionen
Der Solarpark Schornhof erstreckt sich über eine beeindruckende Fläche von 144 Hektar in der oberbayerischen Gemeinde Berg im Gau im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen. Diese Flächenausdehnung entspricht etwa 200 Fußballfeldern und unterstreicht die Dimension des Projekts. Die installierte Gesamtleistung von 120 MWp wird durch rund 350.000 Photovoltaikmodule erreicht, die auf über 70.000 Aluminiumpfosten montiert wurden. Die technische Umsetzung erfolgte in mehreren Bauphasen, wobei die ersten 30 MWp bereits im Oktober 2020 ans Netz gingen und die vollständige Inbetriebnahme im August 2021 erfolgte.
Die Anlage verfügt über ein eigens errichtetes Umspannwerk, das eine direkte Einspeisung in das Hochspannungsnetz ermöglicht. Diese technische Lösung war notwendig, da die Größe des Solarparks eine Einspeisung über das übliche Mittelspannungsnetz nicht zuließ. Das Umspannwerk transformiert die Spannung von 20.000 auf 110.000 Volt, wodurch der erzeugte Solarstrom direkt in das überregionale Stromnetz eingespeist werden kann. Für die Verkabelung der gesamten Anlage wurden über 1.000 Kilometer Kabel verlegt, was die komplexe Infrastruktur des Projekts verdeutlicht.
Energieproduktion und Versorgungskapazität
Der Solarpark Schornhof erzeugt jährlich über 110 Gigawattstunden (GWh) elektrische Energie, was dem durchschnittlichen Stromverbrauch von etwa 30.000 Haushalten entspricht. Diese Energiemenge trägt erheblich zur lokalen und regionalen Energieversorgung bei und vermeidet dabei jährlich rund 77.000 Tonnen CO₂-Emissionen. Die hohe Energieausbeute resultiert aus den günstigen Einstrahlungsbedingungen in Bayern sowie der optimalen Ausrichtung und Neigung der Solarmodule. Die Anlage nutzt moderne Photovoltaiktechnologie und erreicht dadurch hohe Wirkungsgrade bei der Umwandlung von Sonnenlicht in elektrische Energie.
Innovative Finanzierungsstruktur ohne EEG-Förderung
Power Purchase Agreements als Finanzierungsgrundlage
Das wegweisende Charakteristikum des Solarparks Schornhof liegt in seiner überwiegend förderfreien Finanzierung durch langfristige Stromabnahmeverträge. Von der installierten Gesamtleistung von 120 MWp werden lediglich 30 MWp über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gefördert, während die verbleibenden 90 MWp vollständig über PPAs mit dem norwegischen Energiekonzern Statkraft vermarktet werden. Diese Vertragskonstellation umfasst zwei separate Abkommen: einen ersten PPA über 50 MWp mit einer Laufzeit von elf Jahren und einen zweiten Vertrag über 40 MWp mit einer Laufzeit von zehn Jahren.
Die PPAs garantieren Anumar langfristige Planungssicherheit und stabile Erlöse für den erzeugten Solarstrom. Statkraft, als Europas größter Erzeuger erneuerbarer Energien, nutzt den Solarstrom zur Belieferung von Industrie- und Haushaltskunden. Ein Teil des Stroms wird über die Naturstrom AG an Endverbraucher weitergeleitet, wodurch eine direkte Verbindung zwischen der großflächigen Solarstromerzeugung und dem Verbrauchermarkt hergestellt wird. Diese Struktur demonstriert, dass Solarstrom in Deutschland mit Gestehungskosten von unter 5 Cent pro Kilowattstunde auch ohne EEG-Förderung rentabel betrieben werden kann.
Investitionsvolumen und wirtschaftliche Aspekte
Das Gesamtinvestitionsvolumen für den Solarpark Schornhof belief sich auf rund 60 Millionen Euro. Diese Investitionssumme wurde durch eine Kombination aus Eigenkapital, Fremdfinanzierung und den garantierten Erlösen aus den PPAs finanziert. Die UmweltBank fungierte als einer der Finanzierungspartner und bezeichnete das Projekt als Highlight aufgrund seines Pilotcharakters für PPA-basierte Finanzierungen. Die wirtschaftliche Tragfähigkeit des Projekts unterstreicht den Wandel in der Solarbranche, wo große Anlagen zunehmend ohne staatliche Förderung auskommen können.
Neuartige Photovoltaik-Lösung zur Kostensenkung und Zeitersparnis
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Standortcharakteristika und ökologische Aspekte
Nutzung des Donaumoos-Gebiets
Der Solarpark Schornhof befindet sich in einer geografisch und ökologisch besonderen Lage im ehemaligen Donaumoos, das einst das größte Niedermoorgebiet im Süden Deutschlands war. Die intensive landwirtschaftliche Nutzung über Jahrzehnte hatte zu einer fortschreitenden Degradierung der Moorschicht geführt, wobei jährlich ein bis zwei Zentimeter der organischen Substanz verloren gingen und dabei Treibhausgase freigesetzt wurden. Der Grundstückseigentümer Alexander von Zwehl erkannte die Problematik und suchte nach alternativen Nutzungsformen, die sowohl wirtschaftlich tragfähig als auch ökologisch sinnvoll wären.
Die Entscheidung für einen Solarpark erwies sich als optimal, da mehrere Faktoren zusammenkamen: der hohe Rückhalt in der Kommune, die günstigen Einstrahlungswerte in Bayern, die Größe der zusammenhängenden Fläche sowie die Nähe zur Hochspannungstrasse zwischen München und Ingolstadt. Durch die extensive Nutzung als Solarpark kann die weitere Bodenerosion gestoppt und gleichzeitig ein bedeutender Beitrag zur Energiewende geleistet werden. Die Photovoltaikanlage ermöglicht dem Grundstückseigentümer eine nachhaltige wirtschaftliche Nutzung des Landes, während gleichzeitig der ökologische Zustand der Fläche langfristig verbessert wird.
Biodiversität und Umweltauswirkungen
Der Betrieb des Solarparks bringt positive Umweltauswirkungen mit sich, die über die reine CO₂-Vermeidung hinausgehen. Die extensive Bewirtschaftung der Fläche unter und zwischen den Solarmodulen ermöglicht eine natürliche Regeneration der Vegetation und kann zur Förderung der Biodiversität beitragen. Im Vergleich zur vorherigen intensiven landwirtschaftlichen Nutzung bietet der Solarpark Lebensräume für verschiedene Pflanzen- und Tierarten, die von der reduzierten menschlichen Störung profitieren.
Die jährliche CO₂-Einsparung von rund 77.000 Tonnen entspricht der Klimawirkung eines mittelgroßen Kohlekraftwerks und unterstreicht den bedeutenden Beitrag des Projekts zum Klimaschutz. Darüber hinaus trägt die Anlage zur Stabilisierung des lokalen Grundwasserspiegels bei, da die verringerte Bodenbearbeitung und der Wegfall intensiver Bewässerung die Wasserressourcen schonen.
Projektentwicklung und Umsetzung
Bauphase und technische Realisierung
Die Errichtung des Solarparks Schornhof begann im Frühjahr 2020 und erstreckte sich über einen Zeitraum von etwa 18 Monaten bis zur vollständigen Fertigstellung. Die erste Bauphase umfasste die Installation von 30 MWp, die bereits im Oktober 2020 erfolgreich ans Netz gingen. Diese schrittweise Inbetriebnahme ermöglichte es, frühzeitig Erfahrungen mit dem Betrieb zu sammeln und eventuell erforderliche Anpassungen vorzunehmen.
Das Ingolstädter Unternehmen Anumar übernahm als Generalunternehmer die gesamte Projektentwicklung, den Bau und den späteren Betrieb der Anlage. Die Wahl der technischen Komponenten erfolgte nach strengen Qualitäts- und Effizienzkriterien, wobei Delta als Lieferant für die Wechselrichtertechnologie gewählt wurde. Das Montagesystem GMS®MAX von MKG Göbel kam zum Einsatz, das speziell für große Freiflächenanlagen konzipiert wurde und eine effiziente Installation der über 310.000 Module ermöglichte.
Genehmigungsverfahren und kommunale Akzeptanz
Der Solarpark Schornhof profitierte von einer hohen Akzeptanz in der lokalen Bevölkerung und bei den kommunalen Entscheidungsträgern. Der Gemeinderat von Berg im Gau unterstützte das Projekt von Beginn an und stimmte bereits für geplante Erweiterungen. Diese positive Haltung resultierte aus der transparenten Kommunikation seitens Anumar und den erkennbaren Vorteilen für die Gemeinde, einschließlich Gewerbesteuereinnahmen und der Positionierung als Vorreiter in der Energiewende.
Das Genehmigungsverfahren konnte aufgrund der sorgfältigen Vorbereitung und der frühzeitigen Einbindung aller Stakeholder zügig abgewickelt werden. Die rechtliche Begleitung erfolgte durch die Kanzlei Heussen, die insbesondere bei der Entwicklung der vertraglichen Strukturen für die PPA-basierte Vermarktung beratend tätig war. Diese juristische Expertise war entscheidend für die erfolgreiche Umsetzung des innovativen Finanzierungsmodells.
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Deutschlands Solarzukunft: Nachhaltig ohne Subventionen
Pioniercharakter für die deutsche Solarbranche
Der Solarpark Schornhof gilt als wegweisendes Projekt für die deutsche Solarbranche, da er demonstriert, dass große Photovoltaikanlagen auch ohne EEG-Förderung wirtschaftlich betrieben werden können. Diese Erkenntnis ist von fundamentaler Bedeutung für die weitere Entwicklung der Energiewende, da sie neue Finanzierungswege eröffnet und die Abhängigkeit von staatlichen Subventionen reduziert. Das Projekt zeigt, dass Solarstrom in Deutschland mittlerweile konkurrenzfähige Gestehungskosten erreicht hat und am freien Markt bestehen kann.
Die Kombination aus PPAs und EEG-Förderung, wie sie in Schornhof angewendet wurde, könnte als Modell für zukünftige Großprojekte dienen. Entwickler und Betreiber von Solarparks können durch langfristige Stromabnahmeverträge Planungssicherheit erhalten und gleichzeitig Investoren attraktive Renditen bieten. Diese Entwicklung beschleunigt den Ausbau der Solarenergie und trägt zur Erreichung der deutschen Klimaziele bei.
Geplante Erweiterungen und Skalierungspotenzial
Bereits zum Zeitpunkt der Fertigstellung wurden Pläne für eine erhebliche Erweiterung des Solarparks Schornhof entwickelt. Im Jahr 2022 war eine Ausweitung auf insgesamt 190 MWp geplant, was eine Erhöhung der installierten Leistung um mehr als 50 Prozent bedeuten würde. Der Gemeinderat von Berg im Gau stimmte einstimmig für diese Erweiterungspläne, die eine Vergrößerung der Gesamtfläche auf 200 Hektar und eine zusätzliche Anlagenleistung von etwa 60 MWp vorsehen.
Diese Erweiterungspläne unterstreichen das Potenzial des Standorts und die Skalierbarkeit des Geschäftsmodells. Mit einer erweiterten Anlage würde der Solarpark Schornhof seine Position als eine der größten Photovoltaikanlagen in Deutschland weiter festigen und könnte als Referenzprojekt für ähnliche Vorhaben in anderen Regionen dienen. Die erfolgreiche Umsetzung der ersten Ausbaustufe schafft Vertrauen bei Investoren und Finanzierungspartnern für zukünftige Projekte.
Solarpark Schornhof: Wegbereiter einer marktwirtschaftlichen Energiewende
Der Solarpark Schornhof repräsentiert einen Paradigmenwechsel in der deutschen Solarbranche und demonstriert eindrucksvoll die Marktreife großflächiger Photovoltaikanlagen ohne staatliche Förderung. Mit seiner installierten Leistung von 120 MWp, der innovativen PPA-basierten Finanzierung und der ökologisch sinnvollen Nachnutzung von Moorflächen setzt das Projekt neue Maßstäbe für nachhaltige Energieprojekte. Die erfolgreiche Realisierung durch das Ingolstädter Unternehmen Anumar in Zusammenarbeit mit internationalen Partnern wie Statkraft zeigt, dass die deutsche Energiewende zunehmend von marktwirtschaftlichen Mechanismen getragen werden kann.
Die Bedeutung des Projekts geht über die reine Stromerzeugung hinaus und umfasst wichtige Impulse für die Weiterentwicklung von Finanzierungsstrukturen, die technische Innovation im Anlagenbau sowie die Integration erneuerbarer Energien in bestehende Energiesysteme. Die geplanten Erweiterungen und die positive Resonanz in der Fachwelt unterstreichen das Potenzial für ähnliche Projekte in Deutschland und Europa. Der Solarpark Schornhof wird damit zum Symbol für eine neue Phase der Energiewende, die weniger von politischen Subventionen abhängig ist und stärker auf die wirtschaftliche Attraktivität erneuerbarer Energien setzt.
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