Veröffentlicht am: 29. Mai 2025 / Update vom: 29. Mai 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Solarpark | Größtes Solarfeld des Landkreises Landsberg in Apfeldorfhausen am Netz – Kreativbild: Xpert.Digital
Apfeldorfhausen: Bürger machen Solarfeld zum Erfolgsprojekt
14 Megawatt aus Apfeldorfhausen: Das größte Solarfeld im Landkreis
Die Freiflächenphotovoltaikanlage in Apfeldorfhausen, auch als Bürgeranlage “Sonnenenergie Apfeldorf GmbH & Co. KG” betrieben, wurde im Frühjahr 2024 als das größte Solarfeld im Landkreis Landsberg am Lech ans Netz genommen. Mit einer Nennleistung von knapp 14 Megawatt erstreckt sich das Solarfeld über etwa 12 Hektar ehemalige Acker- und Wiesenfläche und ersetzt herkömmlich landwirtschaftliche Nutzung durch erneuerbare Stromerzeugung. Das Projekt zeichnet sich durch eine umfassende Bürgerbeteiligung aus, an der 63 private Kommanditisten wie auch die Gemeinde Apfeldorf partizipieren, wodurch eine starke lokale Bindung und Finanzierungsbasis geschaffen wurde. Die technische Realisierung erfolgte unter Einbindung spezialisierter Ingenieurleistungen mit bifazialen Hochleistungsmodulen, einem neu errichteten Umspannwerk sowie der Verstärkung der 20-kV-Netzinfrastruktur durch den regionalen Verteilnetzbetreiber LEW Verteilnetz. Neben den ökonomischen und energiepolitischen Aspekten ist das Projekt aufgrund begleitender ökologischer Ausgleichsmaßnahmen und Landschaftsaufwertung von hoher Bedeutung für die nachhaltige Entwicklung der Region.
Im Kontext der bundesweiten Energiewende gewinnen kommunal getragene Photovoltaikprojekte zunehmend an Bedeutung. Sie verbinden dezentrale Stromerzeugung mit Bürgerbeteiligung und leisten einen direkten Beitrag zur CO₂-Reduktion. Das Apfeldorfhauser Solarfeld stellt dabei ein herausragendes Beispiel dafür dar, wie lokale Akteure, Politik und Netzbetreiber zusammenspielen, um ein gemeinsames Klimaschutzziel zu erreichen. Die vorliegende Studie beleuchtet die Hintergründe, technischen Eckdaten, ökonomischen Modelle und ökologischen Begleitmaßnahmen dieses Solarfelds und ordnet sie in den regionalen und überregionalen Kontext ein. Ziel ist es, die Entstehung, Realisierung und Bedeutung des größten Solarfelds im Landkreis Landsberg am Lech differenziert darzustellen und daraus Perspektiven für künftige Projekte abzuleiten.
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Hintergrund: Kommunale Energiewende im Landkreis Landsberg
Der Landkreis Landsberg am Lech befindet sich in einer Phase des beschleunigten Ausbaus erneuerbarer Energien, um den Anteil von Solar- und Windstrom am regionalen Energiemix signifikant zu erhöhen. Traditionell stark agrarisch geprägt, standen Flächenkonflikte zwischen ökologischer Landwirtschaft und Freiflächenphotovoltaik im Fokus der öffentlichen Debatte. Die Gemeinde Apfeldorf hat sich frühzeitig für eine kommunale Strategie entschieden, die Bürgerbeteiligung in den Mittelpunkt stellt und damit Planungssicherheit und Akzeptanz schafft. Mit der Gründung von Genossenschaften und GmbH & Co. KG-Modellen sind seither mehrere Projekte realisiert worden, die unmittelbare Wertschöpfung vor Ort generieren und Bürgerinnen und Bürger als aktive Partner einbinden. Dieses Engagement spiegelt die besondere regionale Dynamik wider, in der neben dem Ausbau der Erzeugungskapazitäten auch der Netzausbau und ökologische Aufwertung gleichrangig verfolgt werden.
Projektvorstellung: Solarfeld Apfeldorfhausen
Standort und Rahmenbedingungen
Das Solarfeld in Apfeldorfhausen erstreckt sich auf etwa zwölf Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche rund 500 Meter nördlich des Ortsteils Apfeldorfhausen in der Gemeinde Apfeldorf. Die Fläche war zuvor als Acker- und Wiesenland klassifiziert und befindet sich in einem landwirtschaftlich benachteiligten Gebiet, was die Genehmigung unter Berücksichtigung ökologischer Aufwertungsvorgaben ermöglichte. Die Auswahl des Standorts folgte einer umfassenden Standortanalyse, die Bodenbeschaffenheit, Sonneneinstrahlung, Nähe zu Wohngebieten und Anbindung an bestehende Netztrassen abwog. Bereits während der Planungsphase wurde ein Flächennutzungsplan geändert und ein eigenständiger Bebauungsplan etabliert, um die rechtliche Basis für das Vorhaben zu schaffen. Die politische Gemeinde Apfeldorf agierte als Teilhaberin und Förderin, wodurch eine hohe lokale Akzeptanz und Partizipation gewährleistet wurden.
Planung und Genehmigungsverfahren
Die Planung des Projekts begann mehr als dreieinhalb Jahre vor Inbetriebnahme und umfasste zahlreiche behördliche und fachlich-technische Gutachten. Facharchäologische Untersuchungen wurden notwendig, um mögliche historische Funde auf der Fläche zu sichern, während artenschutzrechtliche Gutachten den Schutz von Flora und Fauna rund um das Solarfeld sicherstellten. Parallel dazu erfolgten die Ausarbeitung von Umweltverträglichkeitsprüfungen, um Auswirkungen auf Boden, Wasserhaushalt und örtliche Biotope abzuschätzen. Die Gemeinde Apfeldorf beschloss am 21. Dezember 2022 die Satzung zum Bebauungsplan, wodurch die baurechtlichen Voraussetzungen geschaffen wurden. Schließlich erteilte die zuständige Baubehörde die offizielle Baugenehmigung, die einen Start der Bauarbeiten im September 2023 erlaubte.
Bauablauf und Inbetriebnahme
Der erste Spatenstich für die Freiflächenanlage fand am 18. September 2023 statt, als Vermessung der Gestellreihen und Festlegung des Zaunverlaufs abgeschlossen wurden. Unmittelbar darauf begannen die Rammarbeiten, bei denen Pfosten für die Modulgestelle in den Boden eingebracht wurden. Bis Ende Oktober 2023 waren diese Arbeiten abgeschlossen und die Montage der Rahmen und Modulträger konnte beginnen. Parallel dazu wurde die Trafo- und Übergabestation geliefert, um sie vor Ort zu installieren. Die Endmontage der bifazialen 570-W-Module wurde noch vor Weihnachten 2023 abgeschlossen und der provisorische Netzanschluss vorbereitet. Anfang 2024 folgte dann die finale Zertifizierung der Anlage sowie der Netzanschluss durch den Übertragungsnetzbetreiber, sodass die Inbetriebnahme Ende März 2024 planmäßig erfolgte.
Technische Spezifikationen und Leistung
Modultypen und Systemdesign
Für die Anlage wurden moderne bifaziale Solarmodule mit einer Nennleistung von jeweils 570 W eingesetzt. Bifaziale Module zeichnen sich dadurch aus, dass sie Licht von beiden Seiten in elektrische Energie umwandeln und somit auch den reflektierten Anteil vom Boden nutzen. Das Systemdesign sah eine Reihenanordnung vor, in der die Module beidseitig exponiert auf Gestellen montiert wurden, um eine optimale Ausleuchtung zu erreichen. Die Gesamtkonfiguration umfasst etwa 24.450 Module, die auf einer Fläche von knapp zwölf Hektar verteilt sind. Die Wechselrichter und Transformatoren sind in einer zentralen Station untergebracht, die sowohl die Mittelspannungsebene als auch die Einspeisung in das lokale Netz bedient.
Leistung und Ertrag
Die Gesamtleistung der Photovoltaikanlage beträgt 13,9 MWp, womit sie zu den leistungsstärksten Freiflächenanlagen in Bayern zählt. Basierend auf langjährigen Klimadaten wird ein jährlicher Stromertrag von rund 15,75 Mio. kWh prognostiziert, was ungefähr dem Verbrauch von 4.500 Zwei-Personen-Haushalten entspricht. Die spezifische Jahresertragssimulation beruht auf regionalen Einstrahlungswerten und berücksichtigt Verluste durch Temperatur, Wechselrichterwirkungsgrad und modulspezifische Degradation. Die CO₂-Einsparung beträgt etwa 9.100 Tonnen pro Jahr, die andernfalls durch fossile Kraftwerke verursacht würden. Diese Bilanz macht das Solarfeld zu einem wesentlichen Baustein für die Klimaschutzziele der Region.
Netzanbindung und Einspeisung
Die Einspeisung erfolgt über eine eigens errichtete Mittelspannungsanlage mit 20 kV, die direkt an das Verteilnetz von LEW Verteilnetz angebunden ist. Im Zuge dessen hat LEW Verteilnetz die Netzinfrastruktur in Apfeldorf verstärkt, indem neue Erdkabel verlegt und Ortsnetzstationen modernisiert wurden. Zwei Kabelabschnitte mit insgesamt 1,4 km Länge wurden erneuert, außerdem wurde ein 1,2 km langes Erdkabel entlang der Staatsstraße verlegt. Die beiden Ortsnetzstationen wurden mit digitalen Mess- und Schaltanlagen ausgerüstet, um eine Echtzeitüberwachung und schnellere Störungsbehebung zu ermöglichen. Diese Maßnahmen gewährleisten, dass der produzierte Strom stabil in das Netz eingespeist und flächendeckend verteilt werden kann.
Passend dazu:
Sozialer und ökonomischer Kontext
Bürgerbeteiligung und Finanzierungsmodell
Das Projekt wurde als Bürgeranlage konzipiert und über die Gesellschaft Sonnenenergie Apfeldorf GmbH & Co. KG realisiert. Insgesamt zeichneten sich 63 private Kommanditisten für eine Investitionssumme zwischen 5.000 und 20.000 Euro verantwortlich, wodurch eine lokale Finanzierungsbasis von rund 10,45 Mio. Euro geschaffen wurde. Die politische Gemeinde Apfeldorf hält den Restanteil der Gesellschaft, womit öffentliche und private Interessen gleichberechtigt vertreten sind. Dieses Modell fördert nicht nur die Akzeptanz innerhalb der Bevölkerung, sondern sorgt auch für die direkte Teilhabe am wirtschaftlichen Erfolg der Anlage. Dividendenzahlungen und langfristige Pachtzahlungen für die Grundstückseigentümer fließen unmittelbar in die regionalen Haushalte zurück.
Lokale Wertschöpfung und Arbeitsplätze
Durch die Realisierung der Freiflächenanlage entstanden zahlreiche Arbeitsplätze in Planung, Bau und Betrieb. Ingenieurleistungen, technische Betriebsführung und kaufmännische Administration wurden überwiegend durch regionale Dienstleister erbracht. In der Bauphase fanden lokale Bauunternehmen sowie Spezialfirmen für Baumaschinen, Elektrotechnik und Netzanschlusstechnik Beschäftigung. Auch in der laufenden Betriebsführung sichert das Projekt nachhaltige Arbeitsplätze für Monitoring, Wartung und Reinigung der Module. Die Pachteinnahmen für landwirtschaftliche Flächen bieten den Grundstückseigentümern zusätzliche Einkünfte, die in ländlichen Regionen eine stabile Einkommensquelle darstellen.
Netzverstärkung und Infrastruktur
Der lokale Verteilnetzbetreiber LEW Verteilnetz (LVN) hat begleitend zum PV-Projekt umfangreiche Netzausbaumaßnahmen durchgeführt. Durch die Verlegung neuer 20-kV-Erdkabel und die Modernisierung zweier Ortsnetzstationen konnten sowohl Kapazitätserweiterung als auch Versorgungssicherheit gewährleistet werden. Die eingesetzten Kabelverlegeverfahren – offener Kabelgraben, Pflugverfahren und Bodenverdrängung – wurden gezielt eingesetzt, um bauliche und umwelttechnische Anforderungen zu erfüllen. Die digitalen Mess- und Schaltanlagen in den umgerüsteten Stationshäuschen ermöglichen erstmals Echtzeitdaten aus der Netzleitstelle, was eine proaktive Netzführung und schnelle Störungsbeseitigung erlaubt. Mit diesen Maßnahmen stärkt LVN die Infrastruktur, um den steigenden Anteil dezentral erzeugten Stroms aufzunehmen und distributionstechnisch zu verteilen.
Ökologische Aspekte und Landschaftsaufwertung
Neben der regenerativen Stromproduktion wurden auf der vormals agrarisch genutzten Fläche umfangreiche Ausgleichsmaßnahmen umgesetzt, um die Biodiversität zu fördern. Unter Modulreihen wurden insektenfreundliche Saatmischungen ausgesät und Blühflächen angelegt, die Lebensraum für Wildbienen und andere Bestäuber schaffen. Randbereiche und Flurwege wurden mit heimischen Sträuchern bepflanzt, um Habitate für Vögel und Kleinsäuger zu eröffnen. Bodenschutztechnische Maßnahmen wie Mulchsaat am Einsaatsrand und Erosionsschutz am Hangfuß reduzieren Abtrag und Nährstoffaustrag nachhaltig. Diese integrativen Ansätze verbinden Energieproduktion und Naturschutz, was das Projekt zu einem Modell für nachhaltige Freiflächenphotovoltaik macht.
Bedeutung für die Region
Das Solarfeld Apfeldorfhausen setzt neue Maßstäbe für kommunal getragene Erneuerbare-Energie-Projekte im Landkreis Landsberg. Die Kombination aus Bürgerbeteiligung, technischer Exzellenz und ökologischer Begleitung schafft ein ganzheitliches Modell, das sich auch auf andere Gemeinden übertragen lässt. Die erfolgreiche Inbetriebnahme zeigt, dass trotz komplexer Behördengänge und Netzausbau große Photovoltaikanlagen im Einklang mit landwirtschaftlicher Nutzung und Naturschutz realisiert werden können. Für die kommenden Jahre plant die Gemeinde Apfeldorf weitere Solar- und Windprojekte, um den Anteil erneuerbarer Energien am Gesamtverbrauch deutlich zu steigern. Gleichzeitig sollen Smart-Grid-Lösungen und lokale Energiespeicher integriert werden, um Versorgungsspitzen abzupuffern und die Netzstabilität weiter zu erhöhen.
Bürgerbeteiligung macht Solarpark Apfeldorfhausen zum Erfolgsmodell
Mit einer installierten Leistung von nahezu 14 MWp und einem jährlichen Ertrag von rund 15,75 Mio. kWh ist das Solarfeld in Apfeldorfhausen das größte seiner Art im Landkreis Landsberg am Lech. Das Gelingen des Projekts basiert auf einer engen Kooperation zwischen Bürgerinnen und Bürgern, Gemeinde, Ingenieurbüro und Netzbetreiber. Die technische Ausführung mit bifazialen Hochleistungsmodulen, die Verstärkung der 20-kV-Netzinfrastruktur sowie umfassende Umweltmaßnahmen machen die Anlage zu einem Vorzeigeprojekt für nachhaltige Freiflächenphotovoltaik. Die direkte Teilhabe der Bevölkerung sichert Akzeptanz und langfristige Investitionsbereitschaft in erneuerbare Energien. Insgesamt bietet das Projekt wichtige Erkenntnisse für die zukünftige Ausgestaltung der Energiewende auf kommunaler Ebene und legt den Grundstein für weitere innovative Vorhaben in der Region.
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