Veröffentlicht am: 21. Mai 2025 / Update vom: 21. Mai 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Die Bedeutung des Modal Split und die Rolle der Dual-Use-Logistik in der Verkehrspolitik – Kreativbild: Xpert.Digital
Innovative Logistikansätze: Dual-Use als Lösung an der Schnittstelle
Flexible, effektive, skalierbare und schnelle Mobilität durch Modal Split und smarte Logistik
Der Modal Split ist einer der wichtigsten Indikatoren für die Verkehrsplanung und -politik in Deutschland. Gerade im Hinblick auf die ambitionierten Klimaschutzziele gewinnt die Verlagerung von der Straße auf umweltfreundlichere Verkehrsträger zunehmend an Bedeutung. Dieser Bericht analysiert die Bedeutung des Modal Split und beleuchtet besonders die Rolle der Dual-Use-Logistik an der Schnittstelle zwischen Straße und Schiene.
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Definition und Bedeutung des Modal Split
Als Modal Split (oft auch Modalsplit geschrieben) wird in der Verkehrsstatistik die Verteilung des Transportaufkommens auf verschiedene Verkehrsträger oder Verkehrsmittel bezeichnet. Der Begriff leitet sich vom lateinischen “Modus” (Art des gewählten Verkehrsmittels) und dem englischen Verb “to split” (aufteilen, spalten) ab. Ein anderer gebräuchlicher Begriff in diesem Zusammenhang ist “Verkehrsmittelwahl”.
Der Modal Split beschreibt dabei das Mobilitätsverhalten und seine Zusammensetzung hängt unter anderem vom jeweiligen Verkehrsangebot und wirtschaftlichen Entscheidungen ab. Er wird auf unterschiedliche Kennzahlen bezogen, wie etwa die zurückgelegten Personenkilometer oder Tonnenkilometer im Güterverkehr. Verkehrs- und umweltpolitisch ist der Modal Split bezogen auf die Verkehrsleistung die entscheidende Größe, da Veränderungen im Modal-Split-Anteil der umweltfreundlichen Verkehrsträger Rückschlüsse auf die Entwicklung der externen Kosten des Verkehrs zulassen.
Der Modal Split stellt damit den wichtigsten Indikator für die Optimierung des Verkehrs im Hinblick auf ökologische, soziale und wirtschaftliche Anforderungen dar. Er wird beispielsweise in der Stadtplanung und bei der Entwicklung von Nachhaltigkeitskonzepten eingesetzt. Der Marktanteil der Schiene im Güterverkehr ist sogar als einer der Nachhaltigkeitsindikatoren Bestandteil des Berichts “Nachhaltige Entwicklung in Deutschland” des Statistischen Bundesamtes.
Die aktuelle Situation im Güterverkehr
Die Gesamtverkehrsleistung des Güterverkehrs in Deutschland betrug 2023 674,5 Milliarden Tonnenkilometer. Der aktuelle Anteil der Schiene an der Güterverkehrsleistung in Deutschland liegt bei etwa 18-20%, während der Straßengüterverkehr mit rund 71-73% den Markt dominiert. Die Ampel-Koalition hatte sich im Koalitionsvertrag das ambitionierte Ziel gesetzt, den Anteil des Schienengüterverkehrs am Modal Split bis 2030 auf 25% zu steigern.
Diese Steigerung um 6,5 Prozentpunkte klingt auf den ersten Blick überschaubar, bedeutet jedoch in absoluten Zahlen eine Zunahme von 129,9 Milliarden auf 210 Milliarden Tonnenkilometer – ein Anstieg um rund 60 Prozent. Um dieses Ziel zu erreichen, muss die Verkehrsleistung des Schienengüterverkehrs jährlich um rund 5,5 Prozent wachsen. DIE GÜTERBAHNEN halten es sogar für möglich, dass die Steigerung unter bestimmten Voraussetzungen noch höher ausfallen kann und visieren 264 Milliarden Tonnenkilometer bis zum Jahr 2035 an, also eine Verdopplung des Status quo.
Die Bedeutung der Dual-Use-Logistik
Definition und Konzept
Der Begriff “Dual-Use” beschreibt traditionell Güter, Software und Technologien, die sowohl für zivile als auch für militärische Anwendungen genutzt werden können. Im Kontext der Logistikinfrastruktur erfährt dieser Begriff jedoch eine strategische Erweiterung. Die Dual-Use-Logistik bezieht sich auf Verkehrsinfrastrukturen, die sowohl für zivile als auch für militärische Zwecke genutzt werden können.
Die moderne Logistiklandschaft Europas steht vor einer doppelten Herausforderung: Sie muss die Effizienz und Nachhaltigkeit ziviler Lieferketten steigern und gleichzeitig die gestiegenen Anforderungen an militärische Mobilität in einem sich wandelnden geopolitischen Umfeld erfüllen. In diesem Kontext gewinnt das Konzept der Dual-Use-Logistik, insbesondere im Kombinierten Verkehr (KV) Schiene-Straße, entscheidend an Bedeutung.
Förderung auf europäischer und nationaler Ebene
Die Bedeutung der Dual-Use-Logistik hat besonders seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine zugenommen, da Deutschland als logistischer Dreh- und Angelpunkt für Europa auch für militärische Transporte fungiert. Bundesverkehrsminister Volker Wissing betonte: “Deutschland ist logistischer Dreh- und Angelpunkt für Europa. Das gilt neben den regulären Wirtschaftsverkehren seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine in besonderem Maße auch für militärische Transporte. […] Für die Verteidigung Europas brauchen wir eine starke Schiene”.
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Die EU fördert aktiv die Entwicklung solcher Dual-Use-Infrastrukturen. Dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) ist es gelungen, über die letzten drei Jahre für deutsche Dual-Use-Projekte Fördermittel in Höhe von insgesamt mehr als 296 Millionen Euro einzuwerben. Die Förderanträge des BMDV konzentrieren sich auf Schienenwege und Maßnahmen, die der Verbesserung der Befahrbarkeit der TEN-V-Kernnetzkorridore mit langen, schweren Güterzügen und der Verbesserung von Umschlagkapazitäten für den Schienengüterverkehr dienen.
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Kombinierter Verkehr als Schlüsselstrategie
Definition und Funktionsweise
Kombinierter Verkehr (KV), auch Kombinierter Ladungsverkehr (KLV) oder Kombinierter Güterverkehr genannt, beschreibt in der Logistik eine mehrgliedrige Transport- oder Lieferkette, die unterschiedliche Verkehrsträger integriert. Der kombinierte Verkehr kann als Schlüssel für eine stärkere Verlagerung auf die Schiene betrachtet werden und ist Teil der “Grünen Logistik”.
Die Europäische Verkehrsministerkonferenz definiert den kombinierten Verkehr als intermodalen Verkehr, bei dem der überwiegende Teil der zurückgelegten Strecke mit der Eisenbahn, mit der Binnen- oder Seeschifffahrt bewältigt wird und der Vor- und Nachlauf auf der Straße so kurz wie möglich gehalten wird. Beim kombinierten Verkehr werden Ladeeinheiten (Container, Wechselbrücken oder Lkw-Sattelauflieger) über längere Distanzen auf der Schiene oder der Wasserstraße transportiert.
Vorteile und Potenziale
Kombinierter Verkehr wird eingesetzt, um die Stärken unterschiedlicher Verkehrsträger optimal nutzen zu können. Eisenbahn-, Binnenschiff- und Seeschiffverkehr sind erst ab relativ großen Distanzen und hoher Güterverkehrsleistung wirtschaftlich nutzbar. Sie eignen sich damit gut zur Kombination mit dem zeitlich und räumlich flexiblen Lkw-Verkehr, der die kleinräumige Verteilung übernimmt (Vor- und Nachlauf auf der Straße).
Der intermodale Verkehr ermöglicht eine Kostenoptimierung, insbesondere bei Langstreckentransporten. Zu den weiteren Vorteilen gehören Flexibilität, Sicherheit der Güter und Einhaltung der Incoterms. In diesem Segment werden die höchsten Wachstumsraten erzielt, was den Erfolg dieses Konzepts belegt.
Maßnahmen zur Erreichung des 25%-Ziels bis 2030
Um das Ziel eines 25%-Anteils des Schienengüterverkehrs am Modal Split bis 2030 zu erreichen, wurden verschiedene Maßnahmen initiiert. Im Koalitionsvertrag ist festgelegt, den Masterplan Schienengüterverkehr weiterzuentwickeln und zügiger umzusetzen. Der Masterplan umfasst 66 Maßnahmen in zehn Maßnahmenfeldern und fünf Sofortmaßnahmen.
Zu den wichtigsten Maßnahmen gehören:
- Absenkung der Trassenpreise: Seit dem 01.07.2018 fördert das BMDV anteilig die Trassenpreise im Schienengüterverkehr mit 350 Millionen Euro jährlich. Erwartet wird, dass die Eisenbahnverkehrsunternehmen einen Teil der dadurch eingesparten Mittel investieren, um den SGV zu modernisieren, und einen anderen Teil über die Preise an die Kunden weiterreichen.
- Bundesprogramm “Zukunft Schienengüterverkehr”: Dieses am 20.05.2020 gestartete Programm ist gezielter Impulsgeber für einen effizienten und modernen Schienengüterverkehr in Deutschland mit dem Ziel, die Zuverlässigkeit, Wirtschaftlichkeit und Logistikfähigkeit des Schienengüterverkehrs nachhaltig zu steigern.
- Förderung des Kombinierten Verkehrs: Neben ordnungspolitischen Erleichterungen (erhöhtes Maximalgewicht der Lkw von 44 Tonnen, Ausnahmen von Sonn-, Feiertags- oder Ferienfahrverboten, Befreiung der ausschließlich für Vor- und Nachlauf eingesetzten Fahrzeuge von der Kfz-Steuer) erfolgt eine finanzielle Bezuschussung insbesondere im Bereich der Errichtung von Güterverkehrszentren (Umschlagterminals) durch Bundesregierung und EU.
- Einführung der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK): Die europaweite Migration der DAK verspricht Kapazitätsgewinne und soll das Wachstum des SGV nachhaltig vorantreiben.
Umwelt- und wirtschaftliche Vorteile einer Verlagerung auf die Schiene
Die Verlagerung von Güterverkehr auf die Schiene bietet erhebliche Umweltvorteile. Im Transportsektor werden seit Jahrzehnten die Treibhausgasemissionen nicht reduziert. Die Klimaziele für 2030 können daher nur erreicht werden, wenn wesentlich mehr auf die Schiene verlagert wird, die im Vergleich zur Straße 80 Prozent an CO2-Emissionen einspart und darüber hinaus auch noch fünfmal energieeffizienter ist.
Eine Studie des Fraunhofer-Instituts für System- und Innovationsforschung ISI im Auftrag der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI) hat die Entwicklung von autobasierten geteilten Mobilitätsdiensten untersucht und festgestellt, dass eine finanziellen Förderung geteilter Mobilitätsdienste durch die öffentliche Hand und eine Einbindung in den bestehenden ÖPNV notwendig ist.
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Kombinierter Verkehr: Ökologische Vorteile durch intelligente Infrastruktur
Der Modal Split ist ein entscheidender Indikator für die Gestaltung einer nachhaltigen und effizienten Verkehrspolitik. Die Steigerung des Anteils des Schienengüterverkehrs auf 25% bis 2030 stellt eine große Herausforderung dar, die erhebliche Anstrengungen erfordert. Die Dual-Use-Logistik und der kombinierte Verkehr spielen dabei eine Schlüsselrolle, da sie die Effizienz und Wirtschaftlichkeit des Schienengüterverkehrs verbessern können.
Die Förderung von Dual-Use-Infrastrukturen durch die EU und nationale Regierungen schafft Synergien zwischen zivilen und militärischen Anforderungen und trägt zur Resilienz der europäischen Verkehrsinfrastruktur bei. Der kombinierte Verkehr vereint die Stärken verschiedener Verkehrsträger und bietet sowohl ökologische als auch ökonomische Vorteile.
Um das 25%-Ziel zu erreichen, sind jedoch weiterhin erhebliche Investitionen in die Schieneninfrastruktur, die Digitalisierung des Schienengüterverkehrs und die Förderung des kombinierten Verkehrs notwendig. Nur durch ein koordiniertes Vorgehen aller Beteiligten – Politik, Eisenbahnunternehmen und Verlader – kann die angestrebte Verkehrswende im Gütertransport gelingen.
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Head of Business Development
Chairman SME Connect Defence Working Group
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