Veröffentlicht am: 22. April 2025 / Update vom: 22. April 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein

Effiziente Instandhaltungslogistik beim Militär mit GS1 DataMatrix und Telemaintenance – Logistik Modernisierung der – Bild: Xpert.Digital
Die Transformation der militärischen Instandhaltungslogistik: GS1 DataMatrix und Telemaintenance
Optimierte Einsatzbereitschaft: Wie neue Technologien die Verteidigungslogistik verändern
Die moderne Verteidigungslogistik steht vor der komplexen Herausforderung, hochentwickelte Waffensysteme und Ausrüstungen in global verteilten und potenziell gefährdeten Einsatzgebieten einsatzbereit zu halten. Dabei zeichnet sich eine tiefgreifende Transformation ab: Die Integration des GS1 DataMatrix als standardisierter Identifikationsträger kombiniert mit Telemaintenance-Lösungen revolutioniert die militärische Instandhaltungslogistik grundlegend. Diese Kombination ermöglicht eine präzisere Identifizierung von Komponenten, beschleunigt Reparaturvorgänge und verbessert die Einsatzbereitschaft entscheidend. Besonders die deutsche Bundeswehr und internationale Streitkräfte implementieren zunehmend diese innovativen Technologien, um Wartungsprozesse zu optimieren und die Verfügbarkeit kritischer Systeme auch unter herausfordernden Bedingungen sicherzustellen.
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Grundlagen und Bedeutung des GS1 DataMatrix in der militärischen Logistik
Der GS1 DataMatrix hat sich als Schlüsseltechnologie in der modernen Verteidigungslogistik etabliert. Als standardisierter 2D-Barcode bietet er eine außergewöhnlich hohe Datenkapazität bei gleichzeitig hoher Fehlertoleranz und ermöglicht damit eine robuste Methode zur eindeutigen Identifizierung militärischer Komponenten sowie zur digitalen Datenverknüpfung.
Technische Spezifikationen und Eigenschaften
Der GS1 DataMatrix basiert auf der ISO-Version ECC 200 der Data Matrix-Symbologie (ISO/IEC 16022) und unterstützt die Nummerierungsstrukturen des GS1 Systems. Eine besondere Stärke liegt in der Nutzung des Reed-Solomon Fehlerkorrektur-Algorithmus, der beschädigte Symbole bis zu einem gewissen Grad lesbar hält – ein entscheidender Vorteil in militärischen Einsatzszenarien. Jedes Symbol besteht aus quadratischen Modulen innerhalb eines einfassenden Suchmusters, wobei auf allen Seiten eine Hellzone notwendig ist, die ein Modul breit sein muss.
Die Mindestmodulgröße sollte 0,38 mm betragen, was eine zuverlässige maschinelle Erfassung gewährleistet. Das FNC1-Zeichen an erster Stelle kündigt Daten nach dem GS1 Datenbezeichnerkonzept an und sichert damit die Kompatibilität zum GS1 System. Besonders vorteilhaft ist die Möglichkeit der umgekehrten (inversen) Reflexion, wodurch Symbole entweder dunkel auf hell oder hell auf dunkel lesbar sind.
Implementierung in der Bundeswehr
Die Bundeswehr hat klare Vorgaben zur Kennzeichnung von Produkten und Materialien festgelegt. Laut der Technischen Lieferbedingung TL A-0032 müssen Versorgungsartikel, die an die Bundeswehr geliefert werden, eindeutig und möglichst dauerhaft mit einem GS1 Datenträger gekennzeichnet werden. Zur Kennzeichnung von Produkten ist grundsätzlich der GS1-128-Strichcode anzuwenden, wobei alternativ auch der GS1 DataMatrix eingesetzt werden kann, wenn dies aus Platzgründen erforderlich ist.
Die Kennzeichnung erfolgt nach einem standardisierten Schema, das beispielsweise die GTIN (Global Trade Item Number) und eine Serialnummer umfasst. Nach GS1-Regeln enthält ein typischer Code Elemente wie: den Datenbezeichner für den GS1 Standard, die Kennzeichnung GTIN für den Versorgungsartikel, die GLN (Global Location Number) des Herstellers, eine Identifikationsnummer und die Serialnummer des spezifischen Teils.
Telemaintenance: Ein Paradigmenwechsel in der militärischen Wartung
Telemaintenance hat sich als tranformativer Ansatz in der militärischen Instandhaltung etabliert und ermöglicht die Ferndiagnose und -unterstützung durch Experten, ohne dass diese physisch vor Ort sein müssen.
Konzept und technologische Grundlagen
Das Grundprinzip der Telemaintenance basiert auf einer gesicherten Kommunikationsverbindung zwischen Technikern vor Ort und entfernten Experten. Über diese Verbindung können Audio- und Videodaten in Echtzeit übertragen werden, sodass Spezialisten die Situation aus der Ferne beurteilen und Anweisungen geben können. Moderne Systeme ermöglichen zudem den Austausch von Dokumenten, das Setzen von Markierungen auf Bildern und die Nutzung von Augmented Reality (AR), um komplexe Anweisungen visuell zu vermitteln.
Besonders innovativ ist die Integration von Mixed-Reality-Technologie, die es dem entfernten Experten erlaubt, das zu wartende System aus Sicht des Technikers zu sehen und präzise visuelle Anweisungen zu geben. Dies schafft eine intuitive und effiziente Kollaboration über beliebige Entfernungen hinweg.
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Internationale Anwendung und Erfolge
Die US Army hat Telemaintenance bereits erfolgreich im Ukraine-Konflikt eingesetzt. Nach der russischen Invasion im Februar 2022 unterstützten amerikanische Spezialisten ukrainische Truppen ferngesteuert bei der Wartung von M777-Haubitzen. General Charles Hamilton, Leiter des Army Materiel Command, bezeichnete diese Kapazität als “Game Changer” für den Kampfeinsatz.
Aufgrund des Erfolgs plant die US Army, Telemaintenance auch im indo-pazifischen Raum zu implementieren, der logistisch als besonders herausfordernd gilt. Zudem soll die Technologie in verschiedenen Übungen erprobt und in die militärische Doktrin und Ausbildung integriert werden.
Anwendung in der deutschen Bundeswehr
Die Bundeswehr setzt zunehmend auf Telemaintenance-Lösungen für ihre komplexen Waffensysteme. Ein bemerkenswertes Beispiel ist die Kooperation mit Rheinmetall für die Wartung des Transportflugzeugs A400M. Im Dezember 2021 erhielt Rheinmetall einen Auftrag im niedrigen zweistelligen Millionenbereich für die Lieferung moderner Training Rigs und Augmented Reality-Systeme zur Ausbildung von Wartungs- und Instandsetzungspersonal.
Diese kombinierten Systeme ermöglichen eine umfassende, integrierte Ausbildung der wesentlichen Wartungsprozeduren mit allen Arbeitsschritten, und zwar unabhängig vom Original-Luftfahrzeug. Dadurch bleibt die Verfügbarkeit der A400M-Flotte von der Ausbildung unbeeinträchtigt, was die Einsatzbereitschaft der Luftwaffe verbessert.
Synergien zwischen GS1 DataMatrix und Telemaintenance
Die Kombination von GS1 DataMatrix und Telemaintenance schafft bedeutende Synergien, die die militärische Instandhaltungslogistik auf ein neues Niveau heben.
Operative Vorteile der Integration
Die Integration des GS1 DataMatrix in Telemaintenance-Prozesse verbessert die Datenqualität signifikant, beschleunigt Diagnose- und Reparaturvorgänge und erhöht die operative Flexibilität der Instandhaltung. Durch die eindeutige Identifizierung von Komponenten mittels des GS1 DataMatrix wird ein zielgerichteter Zugriff auf die Wartungshistorie oder Baupläne des spezifischen Bauteils ermöglicht.
Dies führt zu reduzierten Ausfallzeiten und potenziell geringeren Kosten, da Experten schnell und präzise unterstützen können, ohne physisch vor Ort sein zu müssen. Die Kombination ermöglicht zudem eine verbesserte logistische Intelligenz, da Daten über Lebenszyklus, Wartungshistorie und Verfügbarkeit von Ersatzteilen in Echtzeit zugänglich sind.
MBDA Deutschland als Vorreiter
MBDA Deutschland hat mit dem Einsatz des GS1 DataMatrix einen innovativen Telemaintenance-Service geschaffen, der für die Wartung und Instandhaltung von hochkomplexen Systemen eine sichere und kostengünstige Lösung bietet. Das Unternehmen entwickelt, produziert und betreut Luftverteidigungs- und Lenkflugkörpersysteme für die Bundeswehr und steht dabei vor der Herausforderung, diese High-Tech-Produkte weltweit, oft unter extremen Umwelteinflüssen, zu warten.
Die von MBDA Deutschland entwickelte Telemaintenance-Plattform ermöglicht es Technikern vor Ort und Experten in Deutschland, mittels mobiler Datenkommunikation über Audio und Video in Kontakt zu stehen. Bilder von der betroffenen Maschine oder dem Bauteil werden über eine Kamera erfasst und der GS1 DataMatrix per Scanner gelesen, um eine exakte Identifikation der Baugruppe zu ermöglichen.
Diese Lösung wurde erfolgreich unter realen Einsatzbedingungen auf der Fregatte Hamburg erprobt und hat ihre Praxistauglichkeit auch in komplexen Szenarien unter Beweis gestellt.
Praktische Anwendungen und Fallbeispiele
Die Kombination von GS1 DataMatrix und Telemaintenance findet in verschiedenen militärischen Bereichen praktische Anwendung.
Wartung und Modernisierung der TAURUS-Marschflugkörper
Die Bundeswehr und die TAURUS Systems GmbH haben einen Vertrag über die Wartung und Modernisierung der TAURUS-Marschflugkörper unterzeichnet. Die Maßnahmen stellen die Einsatzbereitschaft dieser hochpräzisen Abstandswaffe bis mindestens 2045 sicher.
Im Rahmen der “Grundüberholung 2” wird neben der Wartung auch eine umfassende Modernisierung durchgeführt, um den steigenden Anforderungen an moderne Waffensysteme gerecht zu werden. TAURUS bleibt damit ein Schlüsselelement der Luftwaffe und der NATO, das mit seiner Reichweite von über 500 Kilometern und hoher Präzision einen wichtigen Beitrag zur Abschreckung und zur Landes- und Bündnisverteidigung leistet.
Einsatz von Telemaintenance in der Ukraine
Die US Army hat die Telemaintenance-Fähigkeit, die sie zunächst auf einem Parkplatz in Polen entwickelt hatte, erfolgreich zur Unterstützung ukrainischer Truppen eingesetzt. Hamilton berichtete von einem Fall, in dem Instandhalter ukrainische Soldaten durch die Reparatur eines bereits beschädigten Geräts führten, um es wieder einsatzfähig zu machen.
Die virtuelle Wartungsunterstützung wurde seitdem erheblich ausgebaut. Die Armee baute eine eigenständige Einrichtung sowie ein Ersatzteillager auf. Ukrainische Soldaten können nun mit Mitarbeitern in US-amerikanischen Depots kommunizieren, wodurch Wartungstechniker Zugang zu Fachingenieuren und Originalherstellern erhalten.
Mixed-Reality-Kollaboration für die Bundeswehr
Für Einsätze im Feldlager, zur See oder in Katastrophengebieten hat die Bundeswehr das Fernunterstützungssystem “T-Maintenance XR” in Kombination mit der genua Rendezvous-Fernwartungslösung implementiert. Dies ermöglicht Technikern vor Ort, direkt, intuitiv und sicher über beliebige Entfernungen hinweg mit einem Experten via Mixed-Reality kollaborativ zusammenzuarbeiten.
Ein besonderer Vorteil dieses Systems ist die Möglichkeit, das rare Expertenwissen schnell an den unterschiedlichsten Orten verfügbar zu machen, häufig nur für kurze Zeit und für wichtige Details. Die sichere Fernunterstützung erfüllt dabei höchste Anforderungen an die IT-Sicherheit und bietet eine einfache Integration in bestehende Netze sowie zuverlässige Kontrollmöglichkeiten.
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Datensicherheit und Interoperabilität: Herausforderungen für moderne Militärlösungen
Trotz der vielen Vorteile stehen militärische Organisationen bei der Implementierung dieser Technologien vor einigen Herausforderungen, die bewältigt werden müssen.
Datensicherheit und Systeminteroperabilität
Eine zentrale Herausforderung ist die Gewährleistung der Datensicherheit bei der Übertragung sensibler militärischer Informationen. Dies ist besonders kritisch, da Telemaintenance-Systeme oft über lange Distanzen und potenziell unsichere Netzwerke operieren müssen.
Auch die Interoperabilität zwischen verschiedenen Systemen und Plattformen stellt eine Herausforderung dar. Militärische Organisationen verwenden oft eine Vielzahl von Geräten und Systemen unterschiedlicher Generationen und Hersteller, die alle in ein einheitliches Instandhaltungssystem integriert werden müssen.
Weiterentwicklung und Zukunftspotenzial
MBDA Deutschland strebt mittelfristig den Ausbau ihrer Telemaintenance-Lösung für weitere wartungsintensive Bereiche wie den Maschinen- und Anlagenbau an. Die Nutzung des GS1 DataMatrix als global erprobter, ausgereifter Identifikationsstandard bietet hierfür die besten Voraussetzungen.
Die zunehmende Verbreitung von Augmented Reality und künstlicher Intelligenz eröffnet weitere Möglichkeiten zur Verbesserung der Telemaintenance. So könnten künftige Systeme beispielsweise automatisch Probleme diagnostizieren oder präventive Wartungsmaßnahmen vorschlagen, basierend auf der Analyse historischer Daten.
Die US Army plant, Telemaintenance nicht nur in verschiedenen geografischen Regionen einzusetzen, sondern auch in Ausbildungszentren zu integrieren, um es zu einem festen Bestandteil ihrer Doktrin und Trainingsmethoden zu machen.
Effizienzsteigerung durch Technologie: Moderne Ansätze in der Militärlogistik
Die Integration von GS1 DataMatrix und Telemaintenance markiert einen Paradigmenwechsel in der militärischen Instandhaltungslogistik. Diese Kombination bietet erhebliche Vorteile in Bezug auf Effizienz, Kostenreduktion und Einsatzbereitschaft und ist damit ein entscheidender Faktor für die Modernisierung der Verteidigungslogistik.
Die erfolgreichen Implementierungen bei der US Army, der Bundeswehr und Unternehmen wie MBDA Deutschland zeigen das enorme Potenzial dieser Technologien in praktischen Anwendungen. Insbesondere in Zeiten globaler Einsätze und komplexer Waffensysteme ist die Fähigkeit, Expertenwissen schnell und sicher an jedem Ort der Welt verfügbar zu machen, von unschätzbarem Wert.
Trotz Herausforderungen wie Datensicherheit und Systeminteroperabilität überwiegen die Vorteile durch verbesserte logistische Intelligenz, reduzierte Ausfallzeiten und potenziell geringere Kosten. Mit fortschreitender technologischer Entwicklung, insbesondere im Bereich der Augmented Reality und künstlichen Intelligenz, dürfte die militärische Instandhaltungslogistik in den kommenden Jahren weitere signifikante Fortschritte erzielen.
Der GS1 DataMatrix als robuster Identifikationsstandard und Telemaintenance als flexible Fernwartungslösung werden dabei zentrale Komponenten bleiben und die Verteidigungsfähigkeit moderner Streitkräfte nachhaltig stärken.
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