Veröffentlicht am: 10. April 2025 / Update vom: 10. April 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein

Solarpark Fünfeichen bei Eisenhüttenstadt: Investor-Ausstieg und die ungewisse Zukunft der PV-Anlage Fünfeichen – Symbolbild: Xpert.Digital
Scheitert die Energiewende? Investor-Rückzug bedroht Solarpark in Fünfeichen
Zukunft der erneuerbaren Energien: Solarpark in Fünfeichen vor ungewisser Zukunft
Die Lage des geplanten Solarparks in Fünfeichen bei Eisenhüttenstadt bleibt ungewiss, nachdem ein wichtiger Investor sein Engagement zurückgezogen hat. Dies wirft Fragen zur Zukunft der erneuerbaren Energien in der Region auf und verdeutlicht die Herausforderungen bei der Umsetzung der Energiewende in strukturschwachen Gebieten. Die Situation spiegelt einen Trend wider, der in verschiedenen Regionen Deutschlands zu beobachten ist, wo ambitionierte Solarprojekte auf Hindernisse stoßen.
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Solarenergie als Hoffnungsträger für den Strukturwandel
Die Nutzung erneuerbarer Energien, insbesondere der Photovoltaik, gilt als vielversprechender Weg, um ehemalige Tagebauregionen wirtschaftlich zu revitalisieren. Eine Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) aus dem Jahr 2018 unterstreicht das erhebliche Potenzial erneuerbarer Energien für den Strukturwandel in diesen Gebieten. Allein durch Planung, Errichtung und Betrieb von Photovoltaik- und Windenergieanlagen können Beschäftigungseffekte von bis zu 1.000 Vollzeitäquivalenten entstehen – unabhängig von weiteren Potenzialen aus der Herstellung.
Brandenburg verfügt über beachtliche Solarressourcen. Die Solarpotenzialanalyse für das Land zeigt, dass die Region gute Voraussetzungen für solare Stromerzeugung bietet. Besonders Freiflächenanlagen, die etwa 68% der installierten Leistung in Brandenburg ausmachen, spielen eine wichtige Rolle.
Die Situation in Eisenhüttenstadt und Fünfeichen
Eisenhüttenstadt, einst als sozialistische Modellstadt gegründet, durchlebt seit Jahren einen wirtschaftlichen Strukturwandel. Die ehemals vom Eisenhüttenkombinat Ost geprägte Stadt sucht nach neuen Perspektiven. Fünfeichen, ein Ortsteil von Eisenhüttenstadt, ist vor allem durch seine Schule bekannt und wird regelmäßig von der Buslinie 443 angefahren, die vom Eisenhüttenstädter ZOB aus verkehrt.
Die regionalen Bedingungen für Solarenergie erscheinen grundsätzlich günstig. Mit über 1.000 Sonnenstunden pro Jahr bietet die Region gute Voraussetzungen für Photovoltaikanlagen, wie lokale Anbieter von Solarinstallationen betonen. Die geografische Lage und die vorhandene Infrastruktur könnten produktive Rahmenbedingungen für Solarprojekte schaffen.
Herausforderungen für Solarprojekte: Ein breiteres Bild
Die aktuellen Schwierigkeiten beim Solarpark Fünfeichen stehen exemplarisch für mehrere systemische Probleme, die Photovoltaikprojekte in Deutschland beeinträchtigen:
Netzkapazitäten und Abregelungsproblematik
Ein zentrales Problem für viele Photovoltaikprojekte ist die begrenzte Kapazität der Stromnetze. Wenn viele PV-Anlagen gleichzeitig Strom ins Netz einspeisen, müssen Netzbetreiber häufig einzelne Anlagen vorübergehend abregeln, um das Netz vor Überlastung zu schützen. Diese Praxis kann für Anlagenbetreiber erhebliche finanzielle Einbußen bedeuten. Ein Beispiel aus Bayern zeigt, wie eine Metzgerei mit einer 200-Kilowatt-Anlage an sonnigen Tagen zwischen 10 und 17 Uhr komplett abgeregelt wird, was zu Kosten von bis zu 500 Euro täglich führt.
Maximilian Zängl vom Netzbetreiber Bayernwerk rechtfertigt diese Maßnahmen mit der Notwendigkeit, die Netzstabilität zu gewährleisten. Trotz Investitionen von fünf Milliarden Euro in den Netzausbau bis 2026 rechnet das Unternehmen für 2024 mit drei Millionen Eingriffen ins Netz.
Regulatorische Veränderungen
Gesetzliche Änderungen schaffen zusätzliche Unsicherheit. Seit Februar 2025 sind die Vergütungssätze für eingespeisten Solarstrom gesunken, auf 7,95 Cent pro Kilowattstunde (kWh) für Eigenversorgungsanlagen bis 10 Kilowatt Leistung. Zudem erhalten Betreiber neuer Photovoltaikanlagen keine Einspeisevergütung mehr, wenn auf dem Markt ein Stromüberangebot herrscht und es zu negativen Strompreisen an der Strombörse kommt.
Akzeptanzprobleme und Flächenkonkurrenz
Die Nutzung landwirtschaftlicher Flächen für Solarparks stößt zunehmend auf Widerstand. Ein Beispiel aus Villingen-Schwenningen zeigt, wie Versuche, einen Solarpark mit bis zu 25 Hektar zu realisieren, an der Ablehnung der Landwirte scheiterten. Weder lukrative Pachtverträge noch Versuche, durch Landtausch zum Ziel zu kommen, konnten die Eigentümer und Pächter überzeugen.
Finanzierungsmodelle und Bürgerbeteiligung als Alternative
Trotz der Herausforderungen zeigen erfolgreiche Projekte in anderen Regionen, dass alternative Finanzierungsmodelle funktionieren können. In Epfendorf konnte ein 3,4-MWp-Agrar-Solarpark durch Crowd-Investing realisiert werden. Anleger konnten sich ab 500 Euro beteiligen und erhielten einen festen Zinssatz von 4,5% p.a., für Einwohner Epfendorfs sogar 6%.
Ähnliche Ansätze zeigen sich in Rottenacker, wo ein Solarpark mit einer Nennleistung von 6,4 Megawatt ohne Vergütung aus dem EEG auskommt und stattdessen direkte Stromlieferverträge mit regionalen Unternehmen abschließt. Dort wird ebenfalls eine Bürgerbeteiligung angeboten, die sich gezielt an die Einwohner der umliegenden Gemeinden richtet.
Wirtschaftliche Bedeutung für strukturschwache Regionen
Die wirtschaftliche Bedeutung von Solarprojekten für strukturschwache Regionen darf nicht unterschätzt werden. Südlich von Leipzig ist beispielsweise ein gigantischer Solarpark auf einem ehemaligen Braunkohletagebaugebiet entstanden. Finanziert wird das Projekt von der Signal Iduna über ihre Tochter Hansainvest Real Assets mit einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag. Die langfristige Investition ist auf mindestens 30 Jahre angelegt und verspricht einen stabilen Ertrag im einstelligen Prozentbereich pro Jahr.
Solche Großprojekte können Signalwirkung haben und zeigen, dass erneuerbare Energien eine wirtschaftlich tragfähige Alternative für ehemalige Industriestandorte darstellen können.
Innovative Ansätze: Solaranlagen auf Deponien
Eine alternative Nutzungsmöglichkeit bieten stillgelegte Deponien. Das Bayerische Landesamt für Umwelt befürwortet ausdrücklich die Errichtung von Photovoltaikanlagen auf Deponien, da es sich um eine umwelt- und ressourcenschonende Art der dezentralen Stromerzeugung handelt. Vorteile sind unter anderem der fehlende zusätzliche Landverbrauch (Flächenrecycling), die Tatsache, dass andere Nutzungen nicht beeinträchtigt werden, und die bereits vorhandene Infrastruktur.
Die kommunale Perspektive: Gemeinden als Akteure
Kommunen können eine aktive Rolle bei der Förderung von Solarenergie spielen. Ein Beispiel ist die Stadt Friedland in der Niederlausitz, die laut aktuellen Meldungen plant, eigenen Strom zu produzieren. Solche kommunalen Initiativen können wichtige Impulse für die regionale Energiewende setzen.
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Auswirkungen für die Region Eisenhüttenstadt
Der mögliche Verlust des Solarpark-Projekts in Fünfeichen bedeutet für Eisenhüttenstadt nicht nur den Wegfall potenzieller Steuereinnahmen, sondern auch verpasste Chancen für Arbeitsplätze und regionale Wertschöpfung. In einer Stadt, die seit der Wende mit wirtschaftlichen Herausforderungen kämpft – symbolisch verkörpert durch das lange vernachlässigte Hotel “Lunik”, das erst kürzlich von der Stadt zurückgekauft werden konnte – wären neue wirtschaftliche Impulse besonders wertvoll.
Perspektiven und Handlungsoptionen
Trotz der aktuellen Schwierigkeiten beim Solarpark Fünfeichen gibt es Möglichkeiten, das Projekt wiederzubeleben oder alternative Wege zu finden:
Bürgerbeteiligung stärken
Nach dem Vorbild erfolgreicher Projekte könnte eine stärkere Einbindung der lokalen Bevölkerung durch Bürgerenergiegenossenschaften oder Crowdfunding-Modelle das Projekt neu beleben. Die Erfahrungen aus Epfendorf und anderen Standorten zeigen, dass höhere Renditechancen für lokale Investoren die Akzeptanz steigern können.
Kommunales Engagement
Die Stadt Eisenhüttenstadt könnte – ähnlich wie Friedland – eine aktivere Rolle einnehmen und selbst als Investor oder Projektentwickler auftreten. Dies würde nicht nur die lokale Kontrolle über das Projekt stärken, sondern auch sicherstellen, dass die wirtschaftlichen Vorteile in der Region bleiben.
Alternative Standorte prüfen
Falls der ursprünglich geplante Standort in Fünfeichen nicht realisierbar ist, könnten alternative Flächen wie ehemalige Industriebrachen oder Konversionsflächen in Betracht gezogen werden. Besonders die Nutzung von Deponien oder anderen vorbelasteten Flächen könnte Akzeptanzprobleme verringern.
Solarpark Fünfeichen: Lernprozess für die Energiewende in Krisenregionen
Die Situation des Solarparks Fünfeichen bei Eisenhüttenstadt verdeutlicht die komplexen Herausforderungen der Energiewende in strukturschwachen Regionen. Trotz günstiger natürlicher Bedingungen und potenzieller wirtschaftlicher Vorteile können regulatorische Unsicherheiten, Netzengpässe und Akzeptanzprobleme Projekten zum Verhängnis werden.
Dennoch zeigen erfolgreiche Beispiele aus anderen Regionen, dass mit innovativen Finanzierungsmodellen, starker lokaler Beteiligung und kreativen Lösungen für die Flächennutzung Solarparks auch unter schwierigen Bedingungen realisiert werden können. Für Eisenhüttenstadt und die Region bleibt zu hoffen, dass trotz des aktuellen Rückschlags neue Wege gefunden werden, um die Potenziale der Solarenergie für den regionalen Strukturwandel zu nutzen.
Die Energiewende bietet gerade für ehemalige Industriestandorte eine Chance, sich neu zu positionieren und eine zukunftsfähige wirtschaftliche Basis zu schaffen. Die Erfahrungen mit dem Solarpark Fünfeichen sollten daher als Lernprozess verstanden werden, um künftige Projekte erfolgreicher zu gestalten.
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