Veröffentlicht am: 8. April 2025 / Update vom: 8. April 2025 – Verfasser: Konrad Wolfenstein

In Wahrheit sorgen die Magnificent 7 nach Schätzungen für einen US-Handelsüberschuss von 112 Mrd. Euro (2023) gegenüber der EU – Bild: Xpert.Digital
Die wahre Handelsbilanz: Wie digitale Dienstleistungen den US-EU-Handel verzerren
Die wahre Handelsbilanz: Wie digitale Dienstleistungen den US-EU-Handel verzerren und einen einen EU-Überschuss erzielen
Die Behauptung, dass die Magnificent 7 (Apple, Amazon, Alphabet, Meta, Microsoft, Nvidia und Tesla) einen US-Handelsüberschuss von 112 Milliarden Euro gegenüber der EU verursachen, basiert auf einer spezifischen Berechnung unter Berücksichtigung nicht erfasster digitaler Dienstleistungen. Diese Dienstleistungen, wie Werbeeinnahmen, Cloud-Services und Software-Verkäufe, werden oft über europäische Tochtergesellschaften in Ländern wie Irland oder Luxemburg abgewickelt und daher nicht als direkte US-Exporte in der Handelsbilanz berücksichtigt.
Laut den verfügbaren Daten verzeichnete die EU im Jahr 2023 ein Dienstleistungsdefizit von 109 Milliarden Euro gegenüber den USA. Die nicht erfassten Umsätze der Magnificent 7 aus digitalen Dienstleistungen mit der EU belaufen sich auf etwa 160 Milliarden Euro. Wenn man diese Umsätze zur offiziellen US-Dienstleistungsbilanz hinzurechnet, würde sich das Handelsdefizit von 48 Milliarden Euro in einen Überschuss von 112 Milliarden Euro umkehren.
Diese Berechnung ist jedoch eine vereinfachte Darstellung und hängt stark von der Methodik ab, wie digitale Dienstleistungen in der Handelsbilanz berücksichtigt werden.
Das eigentliche Problem: Aktuell gibt es keine konsolidierte internationale Regelung zur Erfassung solcher Umsätze, was zu diesen Verzerrungen und verschiedenen Interpretationen führt.
Passend dazu:
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Die Magnificent 7 und ihre Rolle im transatlantischen Handelsüberschuss
Die aktuelle Handelsdebatte zwischen den USA und der EU wird von einem überraschenden Faktor bestimmt: Während offiziell von einem US-Handelsdefizit die Rede ist, könnte die Realität anders aussehen, wenn man die Rolle der “Magnificent 7” – der führenden US-Technologiekonzerne – vollständig berücksichtigt.
Die offizielle Handelsbilanz zwischen USA und EU
Die offiziellen Statistiken zeichnen ein komplexes Bild der wirtschaftlichen Beziehungen zwischen den USA und der Europäischen Union. Die USA haben im Jahr 2024 ein Leistungsbilanzdefizit von insgesamt knapp 1.000 Milliarden Euro verzeichnet, wobei in den ersten drei Quartalen 2024 etwa 130 Milliarden Euro davon auf das Defizit mit der EU entfielen. Betrachtet man nur den Warenhandel, fällt die Bilanz für die USA noch ungünstiger aus.
Für das Jahr 2004 exportierte die EU Waren im Wert von 531,6 Milliarden Euro in die USA, während die USA lediglich Waren im Wert von 333,4 Milliarden Euro in die EU verkauften, was ein US-Handelsbilanzdefizit von 198,2 Milliarden Euro ergibt. Diese Zahl wird häufig von US-Präsident Donald Trump herangezogen, um seine protektionistische Handelspolitik zu rechtfertigen.
Allerdings stellt der Warenhandel nur einen Teil des wirtschaftlichen Austauschs dar. Im Dienstleistungshandel haben die USA traditionell einen Überschuss. Im Jahr 2023 beliefen sich die US-Dienstleistungsexporte in die EU auf etwa 261,7 Milliarden US-Dollar, während die Importe aus der EU bei rund 185,1 Milliarden US-Dollar lagen, was einen US-Überschuss von 76,5 Milliarden US-Dollar ergibt. Andere Quellen nennen für 2023 einen US-Überschuss im Dienstleistungshandel mit der EU von 108,6 Milliarden Euro.
Die verborgene Dimension: Digitale Dienstleistungen
Was in diesen offiziellen Statistiken jedoch nicht angemessen berücksichtigt wird, ist die wachsende Bedeutung digitaler Dienstleistungen, die von US-amerikanischen Technologieunternehmen erbracht werden – insbesondere von den sogenannten “Magnificent 7” (Apple, Microsoft, Alphabet/Google, Amazon, Meta/Facebook, Tesla und NVIDIA).
Eine aktuelle Studie zeigt, dass die digitalen Exporte der USA im Jahr 2021 jene der EU-27 um mehr als das Zehnfache übertrafen: 672 Milliarden US-Dollar gegenüber 48 Milliarden US-Dollar. Dies deutet auf eine erhebliche digitale Kluft zwischen den beiden Wirtschaftsräumen hin.
Der irische und luxemburgische Faktor
Ein entscheidender Aspekt für das Verständnis der tatsächlichen Handelsströme ist die Betriebsstruktur der US-amerikanischen Technologieunternehmen in Europa. Viele dieser Konzerne haben ihre europäischen Hauptsitze oder bedeutende Tochtergesellschaften in Ländern wie Irland und Luxemburg angesiedelt, oft aufgrund günstiger Steuerregelungen.
Wenn europäische Verbraucher oder Unternehmen Dienstleistungen dieser US-amerikanischen Technologieunternehmen nutzen (wie Google Ads, Amazon Web Services oder Meta Ads), erfolgt die Rechnungsstellung häufig über diese irischen oder luxemburgischen Tochtergesellschaften. In den Standard-Handelsstatistiken werden diese Transaktionen als innergemeinschaftlicher EU-Handel erfasst, nicht als direkte US-Exporte in die jeweiligen europäischen Länder.
Die tatsächliche Handelsbilanz unter Berücksichtigung der Magnificent 7
Die Magnificent 7 haben in den letzten Jahren eine dominante Stellung in der globalen Wirtschaft erreicht. Drei von ihnen (Apple, NVIDIA und Microsoft) haben jeweils eine Marktkapitalisierung von mehr als 3 Billionen US-Dollar erreicht. Diese enormen Unternehmenswerte spiegeln ihre wirtschaftliche Macht und globale Reichweite wider.
Wenn man die nicht korrekt erfassten Dienstleistungsexporte der US-Technologieunternehmen in die Handelsbilanz einbeziehen würde, könnte sich das Bild deutlich ändern. Die EU hatte im Jahr 2023 laut offiziellen Daten ein Defizit bei Computerdienstleistungen gegenüber den USA von knapp 110 Milliarden Euro, das hauptsächlich in Irland verbucht wurde, wo die Big-Tech-Konzerne ihre europäischen Hauptquartiere betreiben.
Laut verschiedenen Schätzungen belaufen sich die nicht in der US-Handelsbilanz erfassten Dienstleistungsumsätze der US-Technologieunternehmen auf erhebliche Beträge. Die Diskrepanz zwischen verschiedenen Datenquellen bei der Erfassung des digitalen Handels zwischen der EU und den USA ist beträchtlich.
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Herausforderungen bei der Erfassung digitaler Handelsströme
Die Erfassung des Umfangs digitaler Dienstleistungen steckt in der Handelsstatistik noch in den Kinderschuhen. Die Herausforderungen erstrecken sich von der Definition digitaler Dienstleistungen über Messprobleme bis hin zu Widersprüchen zwischen verschiedenen Datenquellen.
Ein wesentliches Problem ist die Struktur multinationaler Unternehmen und die damit verbundene Frage der Transferpreise. Es ist fraglich, ob die heutigen Transferpreise die innerbetrieblichen Wertschöpfungsanteile in der digitalen Ökonomie vollumfänglich abbilden.
Trump und die Handelspolitik
US-Präsident Donald Trump hat wiederholt die Handelsbilanz der USA mit der EU kritisiert und behauptet, die EU sei nur gegründet worden, “um die Vereinigten Staaten abzuzocken”. Diese Rhetorik dient möglicherweise dazu, seine protektionistische Handelspolitik zu rechtfertigen.
Trump hat kürzlich ein neues Zollpaket angekündigt, das zu starken Kurverlusten an den Börsen führte. Die Aktien der Magnificent 7 wurden besonders hart getroffen und verloren am 3. April 2025 mehr als 800 Milliarden Dollar an Marktkapitalisierung. Diese Maßnahmen könnten den transatlantischen Handel weiter belasten.
Der US-Präsident hat jedoch auch Gesprächsbereitschaft signalisiert, allerdings nur unter der Bedingung, dass andere Länder zu massiven Zugeständnissen bereit sind. Er betont, dass er nicht länger bereit sei, Handelsdefizite zu akzeptieren.
Reaktionen der EU
Als Reaktion auf Trumps Zölle erwägt die EU ihrerseits Strafzölle auf digitale US-Dienstleistungen. Frankreich hat vorgeschlagen, digitale Dienstleistungen aus den USA mit Zöllen zu belegen, wenn sie in der Europäischen Union genutzt werden. Deutschland scheint diesen Plan zu unterstützen.
Eine solche Digitalsteuer könnte erhebliche Auswirkungen haben. Laut einem Gutachten des Center for European Policy Studies könnte eine Abgabe auf die europäischen Onlineumsätze der US-Unternehmen der EU bereits im nächsten Jahr ein Plus von fast 40 Milliarden Euro verschaffen.
Die unterschätzte Macht der “Magnificent 7” in der transatlantischen Handelsbilanz
Die Handelsbilanz zwischen den USA und der EU ist komplexer, als es die offiziellen Statistiken vermuten lassen. Wenn man die tatsächlichen wirtschaftlichen Aktivitäten der US-amerikanischen Technologieunternehmen in Europa berücksichtigt, könnte das US-Handelsdefizit deutlich geringer ausfallen oder sogar in einen Überschuss umschlagen.
Die “Magnificent 7” spielen eine Schlüsselrolle in dieser Gleichung. Ihre Dienstleistungen werden in Europa in großem Umfang genutzt, aber aufgrund der Unternehmensstrukturen und Rechnungsstellungspraktiken werden diese Transaktionen nicht vollständig als US-Exporte erfasst.
Die aktuellen Handelsspannungen zwischen den USA und der EU sind daher nicht nur eine Frage der tatsächlichen Handelsungleichgewichte, sondern auch der Wahrnehmung und Interpretation dieser Daten. Eine umfassendere und genauere Erfassung der digitalen Handelsströme könnte zu einer ausgewogeneren Diskussion über die transatlantischen Wirtschaftsbeziehungen beitragen.
Die Herausforderung für politische Entscheidungsträger auf beiden Seiten des Atlantiks besteht darin, ein Handelssystem zu entwickeln, das die Realitäten der digitalen Wirtschaft angemessen berücksichtigt und die Vorteile des internationalen Handels für alle Beteiligten maximiert.
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