Veröffentlicht am: 2. November 2024 / Update vom: 2. November 2024 – Verfasser: Konrad Wolfenstein
Intrapreneurship – Neue Wege in der Marktentwicklung
In einer Zeit, in der Innovation und Anpassungsfähigkeit entscheidend für den Erfolg eines Unternehmens sind, hat sich das Konzept des Intrapreneurship als effektive Methode etabliert, um neue Marktchancen zu erschließen und bestehende Geschäftsmodelle zu transformieren. Intrapreneurship beschreibt die unternehmerische Tätigkeit von Mitarbeitern innerhalb eines Unternehmens, die ihre Kreativität und ihren Innovationsgeist nutzen, um neue Produkte, Dienstleistungen oder Prozesse zu entwickeln. Diese Form der internen Innovation ermöglicht es Unternehmen, das Potenzial ihrer Mitarbeiter voll auszuschöpfen und gleichzeitig den Wettbewerbsvorteil zu sichern.
Was ist Intrapreneurship?
Der Begriff Intrapreneurship setzt sich aus den Wörtern Entrepreneurship (Unternehmertum) und intra (innerhalb) zusammen. Während ein Entrepreneur ein eigenes Unternehmen gründet und führt, handelt ein Intrapreneur innerhalb eines bestehenden Unternehmens wie ein Unternehmer. Intrapreneure übernehmen Verantwortung für Projekte, die oft außerhalb ihrer regulären Aufgaben liegen, und treiben diese mit derselben Leidenschaft und Hingabe voran, wie es ein Gründer tun würde. Der Unterschied besteht darin, dass sie nicht das finanzielle Risiko tragen müssen, das normalerweise mit einer Neugründung verbunden ist.
Ein wesentlicher Vorteil des Intrapreneurship liegt darin, dass Unternehmen durch diese Form der Innovation flexibler auf Veränderungen im Markt reagieren können. Mitarbeiter kennen die internen Strukturen und Prozesse des Unternehmens gut und können daher gezielt Verbesserungsvorschläge machen oder neue Ideen entwickeln, die das Unternehmen voranbringen.
Erfolgreiche Beispiele für Intrapreneurship
Viele große Unternehmen haben bereits erkannt, wie wertvoll es ist, ihren Mitarbeitern Raum für unternehmerisches Handeln zu geben. Einige der bekanntesten Beispiele stammen von globalen Konzernen wie Google, 3M oder Airbus.
Eines der berühmtesten Beispiele für Intrapreneurship ist Googles „20%-Zeit“-Regel. Diese Regel erlaubt es den Mitarbeitern, 20 % ihrer Arbeitszeit für Projekte aufzuwenden, die nichts mit ihren regulären Aufgaben zu tun haben. Aus dieser Initiative sind einige der erfolgreichsten Produkte des Unternehmens hervorgegangen, darunter Gmail und Google AdSense. Diese Projekte begannen als Nebenprojekte von Mitarbeitern und entwickelten sich zu wichtigen Säulen des Unternehmens.
3M
Ähnlich wie Google hat auch 3M eine Kultur der internen Innovation gefördert. Die sogenannte „15%-Regel“ erlaubt es den Mitarbeitern, 15 % ihrer Arbeitszeit für eigene Projekte zu nutzen. Ein berühmtes Beispiel ist das Post-it®, das ursprünglich als Nebenprojekt eines 3M-Mitarbeiters entwickelt wurde.
Airbus
Airbus hat mit seinem „BizLab“ eine Plattform geschaffen, auf der Mitarbeiter ihre Ideen weiterentwickeln können. Dieses Innovationslabor bietet den Teilnehmern Ressourcen und Unterstützung, um ihre Ideen in marktfähige Produkte zu verwandeln. Ein weiteres Beispiel ist das Crowdsourcing-Projekt „Crowdcraft“, bei dem Airbus externe Innovatoren einlädt, an internen Herausforderungen mitzuwirken.
Diese Beispiele zeigen deutlich, dass Intrapreneurship nicht nur innovative Produkte hervorbringen kann, sondern auch dazu beiträgt, eine Unternehmenskultur zu schaffen, die Kreativität und Eigenverantwortung fördert.
Die Bedeutung von Intrapreneurship für die Marktentwicklung
In einer zunehmend wettbewerbsorientierten Weltwirtschaft reicht es nicht mehr aus, sich auf bestehende Geschäftsmodelle zu verlassen. Unternehmen müssen ständig nach neuen Wegen suchen, um ihre Marktposition zu stärken und sich von der Konkurrenz abzuheben. Hier kommt Intrapreneurship ins Spiel: Es bietet Unternehmen die Möglichkeit, intern neue Märkte zu erschließen oder bestehende Märkte durch innovative Ansätze neu zu gestalten.
Ein gutes Beispiel hierfür ist das indische Unternehmen ITC, das durch die Initiative e-Choupal seine landwirtschaftliche Lieferkette revolutionierte. Diese Plattform ermöglicht es Landwirten in ländlichen Gebieten Indiens, direkt mit ITC zu handeln und so Zwischenhändler auszuschalten. Die Idee wurde von einem ITC-Mitarbeiter entwickelt und hat sich seitdem zu einem wichtigen Bestandteil des Geschäftsmodells des Unternehmens entwickelt.
Auch in anderen Branchen zeigt sich das Potenzial von Intrapreneurship. So hat beispielsweise Vimeo durch die Umstellung seines Geschäftsmodells auf Software-as-a-Service (SaaS) einen enormen Erfolg erzielt. Diese Transformation wurde von Anjali Sud initiiert, die als Marketing-Direktorin begann und schließlich zur CEO des Unternehmens aufstieg. Durch ihre intrapreneuriale Initiative konnte Vimeo seine Umsätze erheblich steigern und sich in einem hart umkämpften Markt behaupten.
Wie Unternehmen Intrapreneurship fördern können
Damit Intrapreneurship erfolgreich sein kann, müssen Unternehmen eine Umgebung schaffen, in der Mitarbeiter ermutigt werden, kreativ zu denken und Risiken einzugehen. Dies erfordert eine Kultur des Vertrauens und der Offenheit sowie klare Strukturen zur Unterstützung innovativer Ideen.
Einige Maßnahmen zur Förderung von Intrapreneurship sind:
Zeitliche Freiräume
Wie bei Google oder 3M können Unternehmen ihren Mitarbeitern bestimmte Zeiträume zur Verfügung stellen, in denen sie an eigenen Projekten arbeiten können.
Innovationslabore
Viele Unternehmen haben spezielle Innovationslabore oder Inkubatoren eingerichtet, in denen Mitarbeiter ihre Ideen weiterentwickeln können. Diese Labs bieten oft Zugang zu Ressourcen wie Mentoren oder Finanzierungsmöglichkeiten.
Schulungen und Workshops
Um den Innovationsgeist im Unternehmen zu fördern, sollten regelmäßige Schulungen angeboten werden. Diese können Themen wie Design Thinking oder Lean Startup umfassen.
Unterstützung durch Führungskräfte
Führungskräfte spielen eine entscheidende Rolle bei der Förderung von Intrapreneurship. Sie sollten als Mentoren fungieren und den Mitarbeitern helfen, Hindernisse aus dem Weg zu räumen.
Ein gutes Beispiel für ein solches Unterstützungsprogramm ist das UQBATE-Programm von Deutsche Telekom. Dieses dreimonatige Accelerator-Programm bietet Mitarbeitern die Möglichkeit, ihre Ideen weiterzuentwickeln und unternehmerische Fähigkeiten zu erlernen. Teilnehmer erhalten Schulungen im Bereich Lean Startup sowie regelmäßiges Coaching durch erfahrene Mentoren.
Bürokratie und das Intrapreneurship
Trotz der vielen Vorteile gibt es auch Herausforderungen beim Aufbau einer erfolgreichen Intrapreneurship-Kultur. Eine der größten Hürden ist oft die interne Bürokratie großer Unternehmen. Viele Organisationen haben komplexe Entscheidungsprozesse und starre Strukturen, die Innovationen behindern können.
Zudem besteht immer das Risiko des Scheiterns – nicht jede Idee wird erfolgreich sein. Es ist jedoch wichtig, dass Unternehmen eine Kultur schaffen, in der Fehler als Lernchancen betrachtet werden und nicht als Misserfolge.
Ein weiteres Problem kann das sogenannte „Corporate Immune System“ sein – also die Tendenz von etablierten Organisationen, Veränderungen abzuwehren und am Status quo festzuhalten. Um dies zu überwinden, müssen Führungskräfte aktiv daran arbeiten, eine offene Innovationskultur zu fördern und Widerstände abzubauen.
Weiterentwicklung und Anpassung
Intrapreneurship bietet Unternehmen eine einzigartige Möglichkeit zur Weiterentwicklung und Anpassung an sich ständig verändernde Märkte. Durch die Förderung unternehmerischen Denkens innerhalb der eigenen Belegschaft können neue Produkte entstehen, Prozesse verbessert werden und sogar völlig neue Geschäftsfelder erschlossen werden.
Unternehmen wie Google, 3M oder ITC haben gezeigt, dass Intrapreneurship nicht nur kurzfristige Erfolge bringen kann – es trägt auch langfristig zur Wettbewerbsfähigkeit bei. Entscheidend ist jedoch eine Unternehmenskultur, die Innovationen fördert und den Mut zum Risiko unterstützt.
Für viele Organisationen wird es in Zukunft immer wichtiger sein, interne Strukturen so anzupassen, dass sie Raum für kreative Entfaltung bieten – denn die besten Ideen kommen oft nicht von außen, sondern aus den eigenen Reihen.
Mehr dazu hier: